Viersen trauert um erstochene Iulia: "Das ist schon hammerhart"

Mit Kerzen und Blumen drückten zahlreiche Viersener ihre Betroffenheit nach der tödlichen Messerattacke auf die 15-Jährige im Casinogarten aus. Die Polizei sucht dort nach der Tatwaffe.

Viersen trauert um erstochene Iulia: "Das ist schon hammerhart"
Foto: Bauch

Viersen. Es herrscht Betrieb im Casinogarten. Doch es sind nicht die üblichen Passanten, die auf dem Weg in die Innenstadt durch den Park eilen oder dort ihre Mittagspause verbringen. Es sind Trauernde und Neugierige, die sich um das rot-weiße Absperrband versammeln, das den Tatort weiträumig abgrenzt. Dort, an einer Parkbank, hat ein Täter die 15-jährige Iulia mit mehreren Messerstichen lebensgefährlich verletzt. Einige Meter weiter auf dem Rasen brach das Mädchen zusammen. Ein Obdachloser leistete erste Hilfe und rief den Krankenwagen. Doch im Allgemeinen Krankenhaus Viersen (AKH) starb sie kurze Zeit später.

Die Polizei ist mit Hunden und Detektoren vor Ort. Sie suchen nach der Tatwaffe und nach weiteren Spuren. Unterdessen kommen immer wieder Menschen vorbei, die eine Kerze oder Blumen am Tatort niederlegen — darunter auch viele junge Mädchen. „Wir sind früher mit ihr zur Schule gegangen. Sie war immer nett zu allen Menschen, auch wenn sie nicht nett zu ihr waren“, sagt eine Schülerin mit Tränen in den Augen.

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An der Unglücksstelle stehen Diana Camps (31) und ihre 13-jährige Tochter Alexandra. „Das ist schon hammerhart. Ich bin schockiert“, sagt die Schülerin. Sie selbst kannte Iulia R. nicht. „Erst dieser Mord in Wiesbaden und jetzt das. Das ist doch nicht normal“, sagt Diana Camps. Als Anwohnerin hat sie das Geschehen im Casinogarten seit der Bluttat verfolgt. „Am Montagabend sind die Mutter und der Vater des Mädchens in den Park gekommen. Das war furchtbar. Die Mutter ist auf der Wiese zusammengebrochen und hat das Gras gestreichelt, auf dem ihre Tochter gelegen hatte“, berichtet Camps. Auch Marcel Frentzen bleibt trotz Regen lange an der Gedenkstelle stehen. „Ich kannte sie nur vom Sehen. Sie machte einen netten Eindruck“, sagt der 21-Jährige. Bilder auf der Facebook-Seite zeigen ein hübsches, fröhliches Mädchen mit langen, dunklen Haaren.

Inzwischen geht die Polizei davon aus, dass das Mädchen ihren Angreifer kannte. Ein 17-jähriger Jugendlicher, der aus Bulgarien stammt und in Viersen wohnt, stellte sich gestern der Polizei. Zuvor hatten die Ermittler einen 25-jährigen Mann auf freien Fuß gesetzt, der unter falschen Verdacht geraten war. Die Angaben von Zeugen seien zweifelhaft und hätten die Ermittler zunächst in die falsche Richtung geführt, sagte die Staatsanwaltschaft.

Ein Stück von der Gedenkstelle entfernt sitzen mehrere Obdachlose auf den Bänken, aber sie wollen mit niemanden reden. Frentzen dagegen gibt bereitwillig Interviews. Er glaubt zu wissen, wer der Täter ist: „Der Freund oder ehemalige Freund. Ich kannte ihn.“ Der 21-Jährige findet es beschämend, dass die Bürgermeisterin Sabine Anemüller nicht zum Tatort gekommen ist.

Anemüller reagierte am Dienstag mit einer Stellungnahme auf die Gewalttat in ihrer Stadt. Sie sei fassungslos und entsetzt. Der gewaltsame Tod des eigenen Kindes sei der schlimmste Schicksalsschlag, der einen Menschen treffen könne. Sie fühle und trauere mit den Eltern und der Familie. Den Mitschülern wünschte Anemüller, dass diese sich in diesen Tagen der Fassungslosigkeit, des Schmerzes, der Verzweiflung und Wut gegenseitig trösten können. Landrat Andreas Coenen sagte zu dem Tötungsdelikt: „Diese Tat macht mich tief betroffen. Meine Gedanken sind bei der Familie der getöteten jungen Frau und den Freunden. Wie groß ihr Leid sein muss, lässt sich nicht in Worte fassen.“

In den sozialen Medien war am Dienstag ein Trauermarsch für das getötete Mädchen angekündigt worden. Später wurde die Veranstaltung abgesagt. Grund: Die Stadt Viersen erteile keine Genehmigung, weil sie mit Ausschreitungen rechne. Die Stadtverwaltung dementierte. Eine Genehmigung sei nicht erforderlich. „Versammlungen unter freiem Himmel müssen bei der Polizei angemeldet werden.“

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