Viele Altenheime im Kreis müssen umgebaut werden

Bis Juli 2018 müssen 80 Prozent der Zimmer in Seniorenheimen Einzelzimmer sein. Deshalb werden viele Heime saniert.

Viele Altenheime im Kreis müssen umgebaut werden
Foto: dpa

Kreis Viersen. Die Zahl der Pflegebedürftigen im Kreis Viersen wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Das geht aus einer Modellrechnung des Landesamts für Datenverarbeitung und Statistik IT NRW hervor. Zählten die Statistiker im Jahr 2013 noch 2391 Menschen im Kreis, die stationäre Pflege benötigten, werden es der Modellrechnung zufolge im Jahr 2020 rund 2900 sein, im Jahr 2025 schon 3200.

Schon heute gibt es in den Senioren- und Pflegeheimen im Kreis Wartelisten. Gleichzeitig schätzen die meisten Bewohner in Seniorenheimen eine geschützte Privatsphäre. Mit der Unterbringung in Doppelzimmern ist bald Schluss: Der Gesetzgeber hat Qualitätsstandards festgelegt, die für alle Pflegeheime in Nordrhein-Westfalen ab Mitte 2018 gelten. Ab dann müssen die Heime 80 Prozent ihrer Zimmer als Einzelzimmer vorhalten.

Im Kreis Viersen führt das Gesetz dazu, dass derzeit viele Seniorenheime umbauen, um die vorgeschriebene Einzelzimmerquote ab 2018 erfüllen zu können. Seit Oktober wird beispielsweise die Einrichtung Haus Greefsgarten in Viersen modernisiert. Alle Wohn- und Funktionsbereiche werden erneuert, alle Zimmer bekommen einen neuen Bodenbelag, neue Möbel und moderne Sanitärbereiche. Insgesamt sollen 118 Einzelzimmer und 14 Doppelzimmer entstehen.

Nebenan wurde gerade der Neubau fertiggestellt. Während der Umbauarbeiten wohnen die Bewohner von Haus Greefsgarten dort, Mitte 2019 soll der Neubau dann für das neue „Service-Wohnen“ der evangelischen Kirchengemeinde genutzt werden. Geplant sind 28 Wohneinheiten, es gibt eine Warteliste.

Auch das Altenheim St. Michael in Waldniel in Trägerschaft des Caritasverbandes wird in diesem Jahr umgebaut. Vier Doppelzimmer sollen zu Einzelzimmern umgebaut werden, außerdem werden drei neue Bewohnerzimmer geschaffen, um die Einzelzimmerquote zu erfüllen. Nach dem Umbau wird es in Waldniel dann 61 Einzelzimmer und 14 Doppelzimmer geben. Teurer wird das für die Senioren nicht, sagt Georg Maria Balsen, Sprecher des Caritasverbandes: „Für die Bewohner, die heute in den Einrichtungen leben, ändert sich an den Kosten nichts.“ Ebenfalls umbauen will das Altenheim St. Franziskus in Bracht. 101 Pflegeplätze hält die Einrichtung vor, es gibt 68 Einzelzimmer. Um die Quote ab 2018 erfüllen zu können, müssen 81 Einzelzimmer einrichtet werden.

Auch im Marienheim in Hinsbeck sorgen die gesetzlichen Vorgaben für Veränderungen: Das Haus sieht 112 Pflegeplätze mit 54 Einzel- und 29 Doppelzimmern vor. Um die vorgeschriebene Einzelzimmerquote von 80 Prozent zu erreichen, wird das Marienheim um zwölf Einzelzimmer erweitert, zwölf Doppelzimmer werden zu Einzelzimmern umgebaut. Zudem sollen im Laufe des Jahres alle Badezimmer modernisiert werden.

Vor dem Umbau steht auch das Seniorenhaus St. Cornelius in Dülken, eine Einrichtung des Allgemeinen Krankenhauses (AKH) Viersen. Das Seniorenhaus weist zwar schon heute eine Einzelzimmerquote von fast 96 Prozent auf und erfüllt damit die gesetzlichen Vorgaben. Doch mit dem Umzug des Dülkener Krankenhauses nach Viersen überlegte man, wie das Gebäude des St.-Cornelius-Hospitals künftig genutzt werden kann. Die Idee: „Das Krankenhaus so umzubauen, dass das bisherige Seniorenhaus und seine Bewohner dort als stationäre Altenpflegeeinrichtung auf dem gleichen Gelände untergebracht werden können“, erklärt AKH-Geschäftsführer Kim-Holger Kreft.

Andere Altenheime im Kreis erfüllen die erforderliche Einzelzimmerquote bereits. Das gilt beispielsweise für das Altenheim St. Laurentius in Elmpt, das insgesamt 96 Plätze vorhält. Dort gibt es 72 Einzel- und zwölf Doppelzimmer. Auch das Paulus-Stift in Viersen und das Irmgardisstift in Süchteln, beide in Trägerschaft des Caritasverbandes, erfüllen die Quote schon heute. Das Paulus-Stift verfügt über 89 Plätze, das sind 73 Einzel- und acht Doppelzimmer. Das Irmgardissstift bietet insgesamt 40 Einbett-Zimmer. In den drei Curanum-Häusern in Lobberich, Kaldenkirchen und Breyell muss ebenfalls nicht umgebaut werden. „Wir erfüllen die Quote bereits“, erklärt Einrichtungsleiter Jürgen Gaß, Eine hohe Zahl von Einzelzimmern sei bei der Planung berücksichtigt worden.

Vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft, die einen Anstieg pflegebedürftiger Menschen mit sich bringt, rechnet der Kreis Viersen mit steigenden Aufwendungen im Sozialbereich. Im Jahr 2015 verzeichnete der Kreis bei den Leistungen für pflegebedürftige Menschen 20,5 Millionen Euro, 2016 waren es 21,9 Millionen. Für 2017 rechnet der Kreis mit 23,5 Millionen Euro, in der weiteren Planung mit 25,4 Millionen Euro im Jahr 2018.

Je pflegebedürftiger die Menschen werden, desto höher sind die Kosten: In den oberen Pflegestufen reiche ihr Einkommen nicht aus, um die Heimkosten zu decken, erläutert Kreiskämmerer Thomas Heil im aktuellen Haushaltsentwurf: Erreiche ein Mensch nach Durchlaufen der einzelnen Pflegestufen die Stufe der Schwerstpflegebedürftigkeit, sei das Vermögen häufig bereits verbraucht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort