Traditionslokal Haus Waldesruh: Ein Stück Paradies am Wegesrand der Pilger

Haus Waldesruh an den Krickenbecker Seen ist ein uraltes Traditionslokal. Es soll den ältesten Biergarten am Niederrhein haben.

Niederrhein. Das waren noch Zeiten! Liebespaare ließen sich in einer Gondel übers Wasser chauffieren. „Alte Postkarten zeigen einen Gondoliere mit Gondel auf unserem Teich und den Biergarten mit kleinen Kastanienbäumen“, erzählt Malek Tulabek. Der Chef von Haus Waldesruh in Nettetal-Hinsbeck sammelt alles Historische über das beliebte Ausflugslokal.

Heute sind die Kastanien riesengroß rund um den „ältesten Biergarten am Niederrhein, mit Schankerlaubnis seit 1838“, sagt der Gastronom stolz und legt als Beweis die Kopie eines alten Dokuments vor. Von einem „Stück Paradies“ ist darin die Rede, das „der Ruhe, Sinnlichkeit und Erholung“ diene.

Was noch immer zutrifft. Langsam zieht ein Entenpaar seine Runde auf dem großen Teich am Waldrand. Gegenüber haben die Kastanien ihre Blätter abgeworfen, bedecken damit die Holztische und Klappstühle — der Biergarten liegt schon im Winterschlaf. Viel uriges Holz an Terrasse und Fensterrahmen, die Gästezimmer mit knarrenden Dielen und Schränken von anno dazumal. Drinnen überm traditionellen Jägerstammtisch ein riesiges altes Gemälde von den nahe gelegenen Krickenbecker Seen.

Die Atmosphäre zieht Gäste an vom ganzen Niederrhein — und von weiter her: „Ausflügler, Wanderer und Kurzurlauber kommen zu uns, manche seit Jahren, sogar aus Bayern“, berichtet Mitarbeiterin Katharina Menzen. „Einige Gäste erzählen, dass sie als Kinder auf unserem Spielplatz waren und heute mit ihren Kindern wieder herkommen.“

Der Gastronomiebetrieb freilich ist auf der Höhe der Zeit: Frisches, Vegetarisches und im November natürlich Pilze, Gans und Wild stehen auf der Speisekarte. „Unser eigenes Brot mit Buchenmehl und Walnüssen, frisch geräuchert, das ist jetzt im Herbst und Winter sehr beliebt“, erzählt Tulabek. Seine Küche ist auch ein Paradies für Pilzfreunde. Ihnen rät er: „Es geht wirklich gut auch ohne Speck, probieren Sie’s mal mit Zwiebeln und Kräutern, lassen Sie die Pilze mal in Weißwein ziehen.“

Gern plaudert Tulabek mit Gästen, zeigt ihnen alte Dokumente von Haus Waldesruh. Und er freut sich, wenn manche Gäste ihm Fotos oder Postkarten mit Motiven des uralten Ausflugslokals mitbringen: „Es ist eine schöne Aufgabe, die Tradition des Gasthauses zu pflegen.“

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