Tafel will Kfz-Steuer sparen

Initiative vom Niederrhein will Fahrzeuge von der Steuer befreien. Der Bundestag muss entscheiden.

Niederrhein. Michael Hirte hatte es nicht leicht. Er ist Lkw-Fahrer, als er in einen schweren Unfall verwickelt wird. Er liegt im Koma, ein Bein bleibt steif, er erblindet auf einem Auge. Er verliert seinen Job, wird Hartz IV-Empfänger. Hirte lebt von der Tafel. Dort erhält er in seinem Wohnort Potsdam Lebensmittel.

Als Straßenmusiker verdient er sich ein kleines Zubrot. Und hat Glück: Der Mann, der soviele Nackenschläge erleiden musste, wird in der Fernsehshow „Das Supertalent“ entdeckt. Mit seinem Mundharmonikaspiel verzaubert Hirte die Massen — und hat inzwischen wohl mehr als eine Million Platten verkauft.

Doch die Lebensmittelspenden, die hat Michael Hirte nicht vergessen. Er ist seit einem Jahr Schirmherr der Brüggener Tafel, kommt häufiger an den Niederrhein, gibt selbst Lebensmittel aus oder fährt das Kühlfahrzeug, um Spenden einzusammeln.

Diese Fahrzeuge brauchen die Tafeln, um ihre karitative Arbeit leisten zu können. Vielfach wird ihre Anschaffung über Spenden finanziert. Aber sie verursachen auch laufende Kosten. Wie die Kraftfahrzeug-Steuer. „Mehrere hundert Euro Kfz-Steuer reißen ein gewaltiges Loch in unsere schmale Kasse“, sagt Arne Mortsiefer, Vorsitzender der Brüggener Tafel.

Das soll so nicht bleiben. Der Brachter Renè Bongartz hat eine Initiative gestartet, mit der die Lebensmitteltransporter der Tafeln in Deutschland von der Kfz-Steuer befreit werden sollen. Er hat eine Petition an den Bundestag gerichtet — und die ist inzwischen von mehr als 18 000 Personen unterzeichnet worden.

140 Tafeln, lokale Sozialverbände und zahlreiche Privatpersonen haben sich in den vergangenen Wochen für die Petition stark gemacht. Ausgelöst worden war sie bei der Jahreshauptversammlung der Brüggener Tafel. Bei der Präsentation des Kassenberichts ärgerte sich Renè Bongartz: „Wieso müssen Tafeln Kfz-Steuer bezahlen, wo die Gesellschaft doch so sehr von diesem ehrenamtlichen Engagement profitiert?“ Es könne doch nicht sein, dass der Bundesfinanzminister an Spenden verdiene, die eigentlich dem guten Zweck zugedacht seien.

Mortsiefer und Bongartz hoffen nun, dass ihre Eingabe nebst über 18 000 Unterschriften in Berlin Wirkung erzielen. Der Petitionsausschuss wird das Anliegen prüfen und eine Empfehlung an den Bundestag aussprechen. Mortsiefer und Bongartz geben sich optimistisch: „Fahrzeuge für humanitäre Hilfstransporte ins Ausland sind steuerbefreit“, sagen sie.

„Im Gesetz müsste nur das ,ins Ausland’ gestrichen werden, um die rund 4700 Lebensmittel-Transporter der Tafeln auch im Inland mit grünen Nummernschilder für steuerbefreite Fahrzeuge fahren zu lassen.“

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