Süchtelner kaufen nicht im Laden nebenan

Zwei Händler haben im Ortskern Lebensmittel angeboten — beide haben aufgegeben.

Süchtelner kaufen nicht im Laden nebenan
Foto: Archiv/Busch

Süchteln. Die Telefonnummer, die Detlef Belk auf seiner Internetseite angegeben hat, ist nicht mehr aktuell. Wer sie wählt, gerät an eine Frau, die kurz informiert: „Getränke Belk erreichen Sie unter der Nummer nicht mehr. Herr Belk ist insolvent.“ Nach einem Jahr musste der Einzelhändler, der sein Sortiment erst vor vier Monaten um Lebensmittel und Haushaltswaren erweitert hatte, sein Geschäft an der Hochstraße in Süchteln jetzt schließen.

Süchtelner kaufen nicht im Laden nebenan
Foto: Archiv/Busch

Der Laden ist leergeräumt, der Weg zum Parkplatz mit Bauzäunen versperrt. Auch Gabriela Frank hat aufgegeben: Ihr Tante-Emma-Laden an der Hochstraße, nicht weit von Getränke Belk entfernt, lief einfach nicht.

Detlef Belk

Da es im Ortskern keinen Vollsortimenter gibt, hatten Gabriela Frank und Detlef Belk ihre Ladenregale mit Lebensmitteln gefüllt — überzeugt davon, dass vor allem ältere Kunden, die in der Nähe wohnen, gerne bei ihnen ausgiebig einkaufen würden. Doch das taten sie nicht. „Ich habe alles auf eine Karte gesetzt und alles verloren“, sagt Belk. Im ehemaligen Netto-Markt, der Anfang 2016 schloss, eröffnete er zuerst nur den Getränkehandel. Weil der 47-Jährige aber immer wieder hörte, dass die Süchtelner einen Supermarkt im Ortszentrum vermissen, stockte er auf. Belk: „Wir hatten weit mehr als 1200 Artikel platziert“. Vorab hatte er kalkuliert: Pro Tag müssten 70 bis 80 Kunden kommen, die bei ihm für insgesamt rund 1000 Euro einkaufen. Tatsächlich seien aber nur 20 bis 60 Kunden gekommen, die im Laden zwischen drei und 6,60 Euro ausgegeben hätten. Senioren hätten bei ihm eingekauft, kurz vor Ladenschluss auch mal jüngere Kunden, die eine Kleinigkeit brauchten. „Ich habe sehr viel investiert“, sagt Belk. Jetzt habe er Insolvenz anmelden müssen.

Womit er nicht gerechnet hatte: Einige Kunden hatten besondere Ansprüche, denen er nicht gerecht werden konnte. Sein Eindruck: Gewünscht war das Sortiment eines Supermarktes zu Discounter-Preisen, vom Einzelhändler verkauft, der jeden Kunden ausführlich berät. Wenn sich zum Beispiel einer beschwerte, warum es im Laden denn kein Hackfleisch gebe, habe er ihn an die Metzgerei auf der anderen Straßenseite verwiesen. „Ich wollte den Einzelhandel in Süchteln stärken und nicht schwächen“, sagt Belk.

Impulsgeber wäre er gerne gewesen, einer, der mit seinem Konzept mehr Kundschaft ins Zentrum lockt — wo längst einige Ladenlokale leer stehen. In einem davon hatte Gabriela Frank ihren Tante-Emma-Laden eingerichtet. Im Juli 2016 eröffnete sie ihn, ihre Zielgruppe: „Gelegenheitseinkäufer und die ältere Kundschaft.“ Käse und Antipasti habe sie angeboten, Eier, Zwiebeln, Kartoffeln, Konserven und Suppen im Schlauch: „Ich hatte eine sehr große Auswahl.“ In einem Buch neben der Kasse konnten die Kunden eintragen, welches Produkt sie gerne hätten, und Frank versuchte, es am nächsten Tag ins Sortiment zu nehmen. Aber: „Es war schwer, die Leute zufrieden zu stellen“, sagt die 54-Jährige.

Im September schloss sie ihr Geschäft, konzentriert sich jetzt wieder ganz auf die Metzgerei, die sie vier Häuser weiter betreibt: „Da biete ich ein kleines Sortiment an Gemüse an — für meine treue Kundschaft.“

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