Start für neue Bahnstrecke

Zwischen Emmerich und Oberhausen wird ein drittes Gleis gebaut. Darüber soll der Güterverkehr zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet abgewickelt werden.

Niederrhein. Im nächsten Jahr soll Baubeginn sein. Nach mehr als zehn Jahren Planung soll dann mit dem dreispurigen Ausbau der Schienenstrecke Emmerich-Oberhausen begonnen werden.

„Das Geld steht bereit“, erklärte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer. Rund 1,4 Milliarden Euro soll der Ausbau insgesamt kosten. Auch der darin enthaltene Anteil des Landes (400 000 Euro) steht bereit, versicherte NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger.

Das dritte Gleis soll vor allem dafür sorgen, dass mehr Güter von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. Die Trasse stellt die Verbindung zwischen dem Hafen Rotterdam und dem Ruhrgebiet sicher. Auf der niederländischen Seite ist die Strecke, die so genannte Betuwe-Line, seit Jahren großzügig ausgebaut; ab Emmerich stockt es aber auf deutscher Seite. Die vorhandenen beiden Gleise haben die Kapazitätsgrenze erreicht.

Deshalb freuen sich auch die Niederländer über den bevorstehenden Baubeginn auf deutscher Seite. „Das ist ein positiver Durchbruch in den langjährigen Verhandlungen über die wichtige Anbindung des Rotterdamer Hafens an das deutsche Hinterland“, sagte die niederländische Infrastrukturministerin Melanie Schultz van Hagen.

Doch vor dem Baubeginn stehen noch Planfeststellungsverfahren mit der Beteiligung der Bürger. Für alle Bauabschnitte der 73 Kilometer langen Strecke sollen sie in diesem Jahr laufen.

Aber schon vor dem Baubeginn soll die Strecke optimiert werden. In diesem Jahr soll ein elektronisches Stellwerk in Betrieb gehen, mit dem die Züge in kürzeren Abständen hintereinander fahren können.

Mit dem Neubau sollen die Züge auf der Strecke 160 km/h fahren können. 47 Brücken müssen für das dritte Gleis angepasst oder neu gebaut werden. Außerdem werden 55 Bahnübergänge beseitigt, die durch voraussichtlich 34 weitere Brücken ersetzt werden. Von den vorhandenen 14 Bahnhöfen und Haltepunkten entlang der Strecke werden elf umgebaut. Der Bau der Strecke selbst wird in zwölf Abschnitte unterteilt; für die ersten Abschnitte werden zwei Jahre Bauzeit veranschlagt.

Für die Anwohner entlang der Strecke soll es umfassenden Lärmschutz geben. So wurden bereits auf 6,6 Kilometer Länge so genannte Schienenstegdämpfer eingebaut. In vielen Bereichen sollen Lärmschutzwälle entstehen.

Zudem sollen bereits ab Dezember 2012 lärmabhängige Trassenpreise eingeführt werden; das bedeutet, dass für alle Züge ohne so genannte Flüsterbremsen höhere Entgelte erhoben werden. Güterwagen, die auf lärmmindernde Technologie umgerüstet worden sind, sollen einen Bonus erhalten. Ziel sei es, dass bis 2020 alle Güterwagen den Lärmschutzanforderungen entsprechen und die Lärmbelastung damit halbiert werde.

Der Neubau des dritten Gleises zwischen Emmerich und Oberhausen wird auch Auswirkungen auf den Eisernen Rhein haben. Die Chancen auf eine Wiederbelebung der Verbindung des belgischen Seehafens Antwerpen mit dem Ruhrgebiet sinken damit deutlich. Die historische Trasse ist seit 1992 im Grenzgebiet zu den Niederlanden bei Dalheim stillgelegt.

Das Land hatte sich bislang für einen Teilneubau der Strecke entlang der Autobahn 52 zwischen niederländischer Grenze und Viersen ausgesprochen; der Bund spricht sich jedoch für eine Wiederbelebung der historischen Trasse aus.

„Wer das favorisiert, will in Wirklichkeit gar keine Lösung“, sagt Hans-Theo Kühr vom Ingenieurbüro Vössing. Bei dieser Lösung müsste auf niederländischer Seite das Naturschutzgebiet Meinweg mit einem sechs Kilometer langen Tunnel durchquert werden. „Wenn es dafür überhaupt irgendwann eine Genehmigung gibt, dann wird das sehr teuer“, sagt Kühr.

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