Städte kämpfen gegen Bahnlärm

Die Bürgermeister von fünf Städten in Limburg und Brabant protestieren im Verkehrsministerium in Den Haag.

Städte kämpfen gegen Bahnlärm
Foto: Busch

Nettetal/Viersen. Ab dem Wochenende herrscht für vier Wochen an der Bahnstrecke von Venlo bis Viersen eine himmlische Ruhe. Es fährt kein Zug. Umfangreiche Gleisbauarbeiten zwingen die Deutsche Bahn dazu, die Strecke zu sperren. Danach allerdings wird es dann ziemlich lebendig auf den Gleisen. Der Abschnitt ist für mehrere Jahre Teil einer Umleitungsstrecke, weil zwischen Emmerich und Oberhausen ein drittes Gleis gebaut wird. Diese Umleitung bereitet nicht nur in Nettetal und Viersen Sorgen. Auch in den Niederlanden gibt es erhebliche Bedenken.

Gemeinsam haben die Bürgermeister von Venlo, Eindhoven, Helmond, Deurne und Horst aan de Maas in einem Brief an Staatssekretärin Mansveld ihrem Unmut darüber Luft gemacht, dass sie und ihre Städte mit Lärm und Gefahren allein gelassen würden.

Der Sprecher der Gemeinden, Venlos Bürgermeister Antoin Scholten, macht darauf aufmerksam, dass Ende Januar, als bereits eine erste Umleitung eingerichtet worden war, erhebliche Belastungen registriert wurden. Der Lärm entlang der Strecke nahm durch den gesteigerten Güterverkehr deutlich zu. Gefahrgüter fahren durch die Zentren mehrerer Städte, und an vielen Straßenübergängen blieben die Schranken bis zu 25 Minuten in der Stunde geschlossen.

Scholten verlangt im Namen der Kollegen ein Gespräch mit der Staatssekretärin. Die Brabantroute von Rotterdam über Eindhoven und Venlo werde für sieben bis acht Jahre als Umleitung dienen müssen. Es sei von essenzieller Bedeutung, eine landesweit verträgliche Lösung zu erzielen.

So fordern die betreffenden Gemeinden, weiterhin das Maximum an gefährlichen Stoffen über die Betuweroute zu transportieren. Über die Brabantroute dürfe keinesfalls mehr als die festgelegte Höchstmenge an Gefahrstoffen rollen. Die Bürgermeister verlangen, dass mindestens einmal im Quartal nachgewiesen wird, wie viele Kesselwagen mit welchen Inhalten durch ihre Städte gefahren sind.

Die höhere Anzahl an Güterzüge beeinträchtige vor allen Dingen nachts das Ruhebedürfnis der Bürger. Die Bürgermeister beziehen sich auf Berechnungen des niederländischen Verkehrsministeriums, nach denen der Lärm kräftig zunehmen wird. In Blerick und in Venlo werde die zulässige Lärmspitze sogar übertroffen. Die Bürgermeister fordern spürbare Gegenmaßnahmen und außerdem die Sanierung aller Wohnungen zwischen Eindhoven und Venlo-Grenze. Dazu solle umgehend eine Planung vorgelegt und abgestimmt werden.

Außerdem verlangen die Bürgermeister, dass auf der Umleitungsstrecke Züge eingesetzt werden, die geräuschgedämpft sind. Die Überschreitung von Grenzwerten entlang der Strecke ist für die Bürgermeister „nicht akzeptabel“.

Große Sorgen bereitet den Gemeinden auch die noch längere Schließung von Bahnübergängen. Während der höher frequentierten Umleitungszeiten werden Straßen bis zu 30 Minuten in der Stunde abgeriegelt. Das sei vor allem für Rettungs- und Hilfsdienste vollkommen inakzeptabel.

Innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre müssen nach Ansicht der Bürgermeister zahlreiche ehrgeizige Verkehrsprojekte im Südosten der Niederlande umgesetzt werden: das Programm für Hochgeschwindigkeitsstrecken, der Ausbau der Maaslinie (Nijmegen-Venlo-Maastricht), Railterminal Greenport Venlo (Güterbahnhof), die Zweigleisigkeit Kaldenkirchen-Dülken, der Intercity Eindhoven-Venlo-Düsseldorf. Keinesfalls dürfe der Personen- und reguläre Güterverkehr nach Venlo beeinträchtigt werden.

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