Roadtrip führt Süchtelnerin auf Route 66

Teresa Schulz wollte 4300 Kilometer über den Pacific Crest Trail in den USA wandern. Das klappte zwar nicht. Ein Abenteuer war es trotzdem.

Roadtrip führt Süchtelnerin auf Route 66
Foto: Busch

Süchteln. Im kalifornischen Städtchen Campo beginnt für Teresa Schulz das Abenteuer. Dort, nahe der mexikanischen Grenze, liegt der Startpunkt des Pacific Crest Trails: ein rund 4300 Kilometer langer Wanderweg durch sechs der sieben Ökozonen Nordamerikas. Die Strecke führt durch Wüste und Wälder, Nationalparks und Gebirge. Schulz ist motiviert, sie zurrt ihren rund 16 Kilogramm schweren grünen Rucksack fest und wandert los. Anfangs ist es tagsüber sehr heiß, dann setzten erste Schneefälle ein. Die Süchtelnerin fühlt sich unsicher, grübelt. Als sie unterwegs hört, dass zwei Wanderinnen vermisst werden, eine dritte an einem Berg abgestürzt und gestorben ist, entscheidet sie: „Das ist nicht mein Weg.“ Sie verlässt nach rund 600 Kilometern den Trail und begibt sich stattdessen auf einen abenteuerlichen Road Trip.

Roadtrip führt Süchtelnerin auf Route 66
Foto: Schulz

Gemeinsam mit einer Bekannten aus Bonn war Schulz im vergangenen April in die USA geflogen. In sechs Monaten wollten es die beiden über den Pacific Crest Trail von Campo bis nach Seattle im US-Bundesstaat Washington schaffen. „Ich fliege jetzt aber nicht los und denke: Ich muss unbedingt den ganzen Weg laufen“, hatte Schulz schon vor der Abreise betont. Damals saß sie voller Vorfreude zu Hause in Süchteln am Esszimmertisch und erzählte von ihren Reiseplänen. Jetzt sitzt sie wieder da und erzählt, was sie auf ihrer Reise erlebt hat. „Auf den ersten 500 bis 600 Kilometern lief alles gut“, sagt die 23-Jährige. Da habe es nur vereinzelt mal geschneit.

Roadtrip führt Süchtelnerin auf Route 66
Foto: Schulz

Im Durchschnitt 24 Kilometer wanderte sie am Tag, mal alleine, mal mit der Bekannten aus Bonn. „Der Trail ist etwa 20 bis 30 Zentimeter breit. Links und rechts ist entweder Abgrund oder da wachsen Büsche“, sagt sie. Nachts zeltete die junge Frau in den offiziellen Camps entlang der Strecke, da seien immer auch viele andere Wanderer gewesen. Manchmal war Schulz mehrere Tage unterwegs, bis sie wieder eine Stadt erreichte. Unterwegs sammelte sie Geld für den Viersener Verein Löwenkinder, der krebskranke Kinder unterstützt. 370 Euro seien zusammengekommen, sagt sie.

In Kennedy Meadows, einem beliebten Startpunkt für Wanderungen in der Sierra Nevada, verließ sie den Trail. Vor ihr hätten Etappen durch dichten Schnee gelegen. „Viele Wanderer sind da nicht weitergegangen“, sagt sie. Schulz ist nicht erfahren darin, durch verschneite Gebirge zu wandern. Sie hätte eine Eis-Axt gebraucht, „aber damit kann ich nicht umgehen“. Obwohl es ihr schwer fiel, musste sie also aufhören. Acht Wochen Trail lagen hinter ihr. Wenn Freunde sie fragen: „Und, wie war es?“, fällt es ihr schwer, darauf zu antworten. Was sie besonders beeindruckt hat: „Man erfährt auf dem Trail eine wunderbare Nächstenliebe, die man so im Alltag nicht erlebt.“ Entlang der Strecke gebe es die „Trail Angels“, hilfsbereite Anwohner, die Wanderer zum Beispiel bei sich zu Hause duschen oder essen lassen. Diese Engel nehmen sie außerdem mal ein Stück mit dem Auto mit, wenn sie eine Pause vom Trail brauchen. Auch Schulz nutzte diese Hilfe, um einen rund 100 Kilometer langen Streckenabschnitt zu überbrücken, in dem es wenige Wasserquellen gibt.

„Ich bin für jeden Kilometer dankbar, den ich geschafft habe“, sagt sie. Nachdem sie den Trail verlassen hatte, reiste die Süchtelnerin nach Los Angeles. Dort traf sie ihren Freund Ben, der ihr hinterher geflogen war. „Wir haben einen Van gemietet und sind in sechs Wochen 9000 Kilometer weit rumgekommen“, erzählt die 23-Jährige. Sie waren im Grand Canyon- und im Yosemite-Nationalpark, fuhren über die Route 66, reisten unter anderem durch die Bundesstaaten Arizona, Oregon und Washington, bis in die kanadische Stadt Vancouver. Zwischendurch zog es Schulz immer wieder an den Trail, um Freunde zu treffen, die sie in den Wochen zuvor kennengelernt hatte. „Auf meiner Reise habe ich gelernt, wie wenig man eigentlich braucht, um glücklich zu sein“, sagt Teresa Schulz.

Mittlerweile arbeitet sie als Sprachtherapeutin in Mönchengladbach, weiter über den Trail zu wandern, hat sie vorerst nicht geplant. Reisen möchte Schulz aber auch 2018: „Vielleicht fliege ich nach Schottland.“

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