Tönisvorst/Kreis Viersen Niersverband braucht viel Geld

Erheblicher Sanierungsbedarf an vielen Anlagen zwingt zu Investitionen. Das hat Folgen für die Kommunen.

Tönisvorst/Kreis Viersen: Niersverband braucht viel Geld
Foto: Reimann

Tönisvorst/Kreis Viersen. Da könnte Ungemach auf die Kommunen und auf die Grundstückseigentümer zukommen. Gemeint sind höhere Abwassergebühren. „Das sieht alles sehr böse aus“, fasste es Vorstand Professor Dr. Dietmar Schitthelm im Tönisvorster Betriebsausschuss zusammen. Trotz aller Investitionen gebe es derzeit einen erheblichen Sanierungsbedarf, was insbesondere die Technik, aber auch die Kläranlagen und so manche Betriebsstellen angehe. Man brauche dringend mehr Geld.

Tönisvorst/Kreis Viersen: Niersverband braucht viel Geld
Foto: Karsten

Es geht dabei nicht um Peanuts. In der ersten Prognose 2018 sprach der Vorstand von einer Erhöhung um bis zu sechs Prozent. Derzeit zahlen alle Tönisvorster für die Behandlung ihres Schmutz- und Niederschlagswasser rund jährlich 1,8 Millionen Euro an den Niersverband. Sechs Prozent macht demnach alleine für Tönisvorst 108 000 Euro aus. Dies reicht aber zukünftig wohl nicht.

Denn als der Professor mit seiner Power Point-Präsentation und mit einem Wust von Zahlen fast zu Ende war, knipste er das Licht des Projektors aus, rückte mit der neuesten Prognose ab 2019 nicht heraus, sagte aber: „Wir reden über zweistellige Erhöhungen, die wir in den nächsten Jahren erreichen müssen.“ Die genaue Zahl will Schitthelm erst bei einem „Krisengipfel“ nennen, zu dem er am 11. Oktober alle Bürgermeister im Verbandsgebiet eingeladen hat.

Schon als es beim Wirtschaftsplan 2017 um die beabsichtigte Personalaufstockung des Niersverbandes ging, hatte es vor allem aus Willich kritische Stimmen gegeben. Da die Tönisvorster Maik Giesen (CDU) und Rolf Seegers (SPD) der Verbandsversammlung angehören und sich zuletzt der Stimme enthielten, hatten sie dafür gesorgt, dass jetzt der Vorstand den Ausschuss informierte. „Wir wollen exakt wissen, was das alles für den Gebührenzahler heißt“, sagte Bürgermeister Thomas Goßen. Er sicherte die Teilnahme an der Gesprächsrunde im Oktober zu. Andere sind zurückhaltender. Schitthelm: „Im Kreis Viersen haben bislang nur die Vertreter von sieben Städten und Gemeinden zugesagt.“

Der Vorstand gestand ein, dass man es versäumt habe, die Beiträge schon in den vergangenen Jahren moderat zu erhöhen, zumal man bereits seit 2004 mehr ausgegeben als eingenommen habe, also die Rücklagen beansprucht hätte. Damals gab es unter anderem Fördermittel, viele Abschreibungen, eine noch gute Zinsentwicklung. „Und wir haben vielleicht etwas zu blauäugig an unsere Mitglieder gedacht, wollten damals die Beträge unbedingt konstant halten“, konstatierte Schitthelm, der seit 2008 dabei ist.

Der Preis, den man dafür zahlte, war eine schlechte Infrastruktur der Anlagen. Der Chef des Verbandes sprach von hohen Sanierungsbedarfen, von drastischen Defiziten und teilweise überalterten Anlagen. Alleine für die bestehenden Abwasser- und Behandlungsanlagen müsse man an sich jährlich etwa 28 Millionen reinvestieren, derzeit seien dies aber nur 15 Millionen.

Auch viele Elektrotechnikanlagen bedürften, auch was die Hard- und Software angeht, dringend einer Erneuerung. Schitthelm schmiss einige Fotos mit Bränden an die Wand, die es in der vergangenen Zeit in Wachtendonk, aber auch am „Ärmen Düwel“ in Kerken gegeben habe. Glücklicherweise hatte es bei den beiden Bränden nicht geregnet, konnte relativ schnell repariert und somit „Strafgelder“ vermieden werden.

Auch beim Beton komme es vermehrt zu Säure- und Korrosionsschäden. Es zeigte als Beispiel die Klärstelle Grefrath, bei der große Schäden am Beton und den Treppen des Schneckenhebewerkes zu erkennen waren. Dietmar Schitthelm: „An sich müssten wir dort eine ganz neue Anlage bauen.“

Bezogen auf die nächsten zwölf Jahre brauche der Verband rund 430 Millionen Euro, 260 für Sanierungen, 170 für Neubauten. Was könnte denn auf die Gebührenzahler zukommen? Auf diese Frage sagte Schitthelm: „Dies könnten zwölf Euro im Jahr sein, pro Nase, sprich Familienmitglied.“ Ob es so viel oder mehr werden, wird sich zeigen. Erst einmal wartet der Betriebsausschuss jetzt den „Krisengipfel“ am 11. Oktober ab. Dann ist die Verbandsversammlung mit der Erstellung des Wirtschaftsplanes 2018 an der Reihe.

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