Nettetal Der neue Kletterwald Niederrhein steht bereit

Nettetal. · Nach hohen finanziellen Verlusten durch Stürme hat Jörg Brockes hat den Kletterwald in Süchteln aufgegeben – und einen neuen in Hinsbeck gebaut.

 Jörg Brockes weiß nicht, wann er seinen neuen Kletterwald in Hinsbeck eröffnen kann.

Jörg Brockes weiß nicht, wann er seinen neuen Kletterwald in Hinsbeck eröffnen kann.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Der neue Kletterwald in Nettetal-Hinsbeck ist fertig. Ursprünglich sollte er Anfang April zum Start in die Osterferien eröffnet werden. Weil derzeit aber alle Sportstätten auf behördliche Anordnung geschlossen sind, konnte Jörg Brockes seinen neuen Kletterwald in Hinsbeck gegenüber der Jugendherberge noch nicht eröffnen. Im Moment wird das letzte Apri-Wochenende angepeilt, auf der Homepage werden die Tage und Stunden bis zum 19. April, dem Ende der Osterferien in NRW, heruntergezählt. Jetzt ist auf der Homepage zu lesen: „Hier ist immer der nächst mögliche Termin genannt. Dank Corona können wir noch kein endgültiges Datum nennen.“

Dabei ist alles fertig. Neun Parcours sind in den Bäumen eingerichtet, auch der Kiosk und das neue Toilettenhäuschen sind gebaut. In der nächsten Saison kommen nur noch zwei weitere Parcours für Kinder dazu. Und dann das Wetter: Der Sonnenschein und das frühlingshafte Wetter verlocken geradezu zu sportlichen Aktivitäten im Freien, neudeutsch Outdoor genannt. Rund 350 000 Euro wollte Brockes am neuen Standort investieren. Er brachte sich auch mit viel Eigenarbeit in das Projekt ein.

Auf einer Fläche von über 20 000 Quadratmetern sind in Hinsbeck neun Parcours in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen mit insgesamt 125 Kletterelementen wie Netzbrücken, Bohlen, Schaukeln, Seilbahnen, Surfbrettern und Tarzan-Sprüngen in einer Höhe von ein bis 15 Metern angelegt. Und auch der neue Standort wird auf der Internetseite in höchsten Tönen angepriesen: „Der Kletterwald Niederrhein liegt am Ortsrand von Nettetal-Hinsbeck, eingebettet zwischen Jugendherberge und Landessportbund, im Freizeitgebiet der ,Hinsbecker Schweiz’ und mitten im Naturpark Maas-Schwalm-Nette, nahe der Vier-Seen-Platte. Von den Autobahnen A 40 und A 61 ist er unkompliziert und schnell zu erreichen.“

Jetzt aber fehlen die Kunden und damit auch die Umsätze. Jörg Brockes hat Soforthilfe beantragt, aber bisher sei noch nichts angekommen. Die Stundung der Steuervorauszahlungen sei erst bewilligt worden, nachdem sie bereits abgebucht worden war. Auch die Krankenkassen hätten weiter abgebucht, obwohl sie einer Stundung zugestimmt hatten.

Auch seine Beteiligungen an der Kletterhalle Clip’n Climb am Dülkener Ransberg und bei der Erlebnispädagogik Xpad in Viersen sind geschlossen oder gezwungenermaßen untätig. Im Kletterwald könnten zwar die Sicherheitsabstände eingehalten werden, aber das Verbot gilt für alle Outdoor- wie Indoor-Sportangebote. Wann er endlich eröffnen kann, weiß Brockes nicht. Dass der Stillstand an die Substanz geht, ist klar. Dabei hoffte Brockes, nach viel Pech jetzt in Hinsbeck durchstarten zu können. Seinen vorherigen Kletterwald in Süchteln gab er auf. Als die Saison im November zu Ende war, wurde der bisherige Standort in Süchteln geschlossen. Der alte Klettergarten hatte durch Stürme wie „Kyrill“ (2007), „Friedhelm“ (2011) und „Eberhard“ (März 2019) gelitten, die Trockenheit im Sommer brachte weitere Schädigungen durch den Borkenkäfer. Gerade erst waren zum Start der Saison 2019 für rund 210 000 Euro die Schäden ausgebessert, die im Januar 2018 Sturm „Friederike“ angerichtet hatte, auch die Borkenkäfer hinterließen an den Fichten im Kletterwald Spuren – dann schlug im März 2019 Sturm „Eberhard“ zu. „Diesmal beträgt der Schaden 195 000 Euro“, sagt er. Ein Unternehmen habe 68 umgeknickte Bäume mit Parcours-Plattformen räumen müssen, „plus jede Menge anderer Bäume, die so noch rumlagen“. Anders als im Jahr 2018 seien diesmal nicht nur Fichten, sondern auch Kastanien und Eichen betroffen. Brockes hatte den Kletterwald Niederrhein in Süchteln 2006 eröffnet. Damals war sein Kletterwald einer von sechs in ganz Deutschland. Heute sind es mittlerweile rund 200. Es ist ein Trendsport geworden.

Brockes hat viel Erfahrung mit den Besuchern des Kletterwaldes. Über die Freizeitaktivität hinaus gebe es auch durchaus therapeutische Effekte. Wenn Schulklassen in den Kletterwald kommen, könne man oft beobachten, dass Schüler mit dem größten Mundwerk oft kleinlaut werden, und Schüler, die eher schüchtern in den Parcours gehen, sich geschickter anstellen. Durch dieses Erlebnis verlassen viele den Parcours gestärkt, weil man dies nicht von ihnen erwartet hat.

Besucher können bereits
Tickets und Gutscheine kaufen

Bei den Erwachsenen ist es eher das Thema Höhenangst. Doch wenn man einen Gurt trägt und man erklärt bekommt, wie alles funktioniert, bewältigten die meisten ihre Angst vor der Höhe. Brockes hat in den vielen Jahren im Kletterwald nur drei oder vier Leute erlebt, die wirklich Höhenangst hatten. Er glaubt fest daran, dass die Angst vor der Höhe schon zu bewältigen ist.

Auch wenn der Kletterwald in Hinsbeck noch nicht eröffnet ist und niemand die Parcours ausprobieren konnte, kann man bereits Tickets online erwerben. Es gibt ein Flex-Ticket, mit dem der gebuchte Termin umbuchbar ist, und es gibt auch Gutscheine, die man verschenken kann. Für Brockes wären es wichtige Einnahmen. hb

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