„Trainingslager Weihnachten“: Besinnlicher Abend statt kultiger Sause

Nikolaus mal anders: Das suchten 180 Gäste im „Trainingslager Weihnachten“.

Lobberich. Wer viel erwartet, wird oft enttäuscht. Weihnachtsgeschenke sind dafür ein gutes Beispiel. Und das, was der Verein Nettetaler Literaturtage da am Nikolausabend 180 Gästen in der Alten Kirche bescherte, war so ein Präsent. „Trainingslager Weihnachten — Nikolaus einmal ganz anders!“ titelten die Macher verheißungsvoll.

Laut Ankündigung erwarteten einen dort „winterharte Geschichten, Singen bis der Arzt kommt und Glühwein bis zum Abwinken“ — klang nach großer Gaudi. Doch wer die Frage nach Glühwein oder Punsch stellte, wurde vertröstet: „Erst in der Pause.“ — schade!

Per Handglocke läutete der Nikolaus (Peter Weirich), gefolgt vom Christkind (Birgitt Mager), den Abend ein. Die launigen Begrüßungsworte Ulrich Schmitters ließen hoffen: „Wir machen Sie festfit!“

Von der Kanzel aus verlas das Christkind hernach Gedichte von Heine, Erhardt, Keller oder Dehmel — so weit, so lustig. Den musikalischen Part übernahm der Chor „Accelerando“ des Werner-Jaeger-Gymnasiums — 40 Schüler ab Klasse Sieben unter der Leitung von Björn-Kai Feist — sicher und stimmungsvoll.

Seine Fähigkeiten als Rezitator bewies Buchhändler Fabian Mattussek unter anderem mit der Geschichte des Lieder-Hannes. Der Forstgehilfe, ein anständiger Mann mit gutem Gedächtnis, beaufsichtigt den Christbaumtransport und ärgert Langfinger mit Intellekt: Nur wer alle Strophen eines Weihnachtsliedes auswendig kann, kommt straffrei davon. Ebenfalls komisch war die Geschichte vom besinnlichen Zecher, der die Glühweinstände unsicher macht und vom Zillertaler Winzerpunsch bis zum Chinesischen Christfest-Schoppen alles probiert.

Eine gemütliche Lesung mit Musik war das — gelungen, aber kein „Trainingslager“. „Das haben wir uns anders vorgestellt“, sagten Inis Eule und Jutta Hoeren. Was der Weihnachtsmann weiß, müssen die Veranstalter noch lernen: Wer große Erwartungen weckt, sollte diese nicht enttäuschen.

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