Teil eines Kunstwerks in Leuth zerstört

Unbekannte beschädigten das „Mahnmal gegen die Erdüberlastung“. Der Künstler ist entsetzt.

Teil eines Kunstwerks in Leuth zerstört
Foto: jobu

Leuth. Düstere Aussichten: „Ohne den Mond und seine Anziehungskraft geriete die Erde aus dem Gleichgewicht, die Welt aus den Fugen“, sagt Wolfram Schobel-Gundhardt. Sein Weltbild ist aus den Fugen geraten. Denn der 63-jährige Künstler hat vor seiner Wohnung am Petershof in Leuth ein „Mahnmal gegen die Erdüberlastung“ geschaffen: eine große Erdkugel aus Beton, gehalten von zwei Händen, und dazu in maßstabsgerechter Entfernung von 23 Metern auf einer Wiese den Mond auf einem durchsichtigen Acrylrohr. Dieser fußballgroße Mond wurde demoliert. „Wer macht so etwas?“, fragt Schobel-Gundhardt verzweifelt.

„Samstagnachts um 1.30 Uhr wurde ich von einem Knall geweckt und wunderte mich. Am Morgen sah ich dann, dass der Mond weg war“, erzählt der 63-Jährige. Randalierer hatten offensichtlich das Acrylrohr aus der Verankerung gebrochen und den Mond damit auf dem Bürgersteig davor zertrümmert.

Kurios: Tage später wurden die Bruchstücke des Kunstobjekts aus Beton vor der Erdkugel abgelegt. Sie war 2016 fertiggestellt worden, ist zwei Meter hoch und wiegt anderthalb Tonnen. „Da hatte jemand wohl die Mond-Teile gefunden und gewusst, dass sie zu meinem Kunstobjekt gehören“, ist der Geschädigte überzeugt.

Wolfram Schobel-Gundhardt stammt aus Meerbusch, arbeitete als freier Modeschmuck-Designer und Künstler im In- und Ausland. Er lebt in Leuth. Der Künstler ist eher traurig als sauer: „Ausgerechnet ein Mahnmal gegen die Zerstörung der Erde durch rücksichtslose Ausbeutung der Ressourcen ist nun zerstört. Das ist doch pervers.“

Dass seine Objekte unbequem sind, vielleicht „egozentrische und unbelehrbare Zeitgenossen nerven“, ist ihm bewusst: „So etwas ist mir ja nicht zum ersten Mal passiert.“ So hatte der Künstler am Grenzübergang Schwanenhaus eine ausrangierte US-Mittelstreckenrakete als Antikriegs-Mahnmal installiert. Das Objekt wurde nachts geklaut, offensichtlich mit einem Schwertransporter weggeschafft. Der Diebstahl konnte nie aufgeklärt werden. „Manche sehen in Kunstwerken wohl nur den materiellen Wert wie Metall bei der Rakete“, meint der Künstler. Andere würden sich provoziert fühlen, würden sich nicht mit dem Sinn auseinandersetzen. Schobel-Gundhardt hat im Stadtgebiet noch weitere Werke geschaffen, wie etwa Skulpturen auf dem Landschaftshof Baerlo und das Denkmal „Der Gerber“ auf dem Hubertusplatz in Schaag.

Anzeige hat er nicht erstattet. Er suchte und fragte stattdessen bei Nachbarn und Bekannten. „Mir geht es nicht um Strafe. Ich möchte vielmehr mit den Tätern ins Gespräch kommen, sie überzeugen, dass Gewalt oder Zerstörung nie eine Lösung ist“, sagt er. Sein Wunsch: „Dass sie zusammen mit mir die Skulptur wieder herstellen.“ Er hofft, dass ihm Sponsoren die Materialien, vor allem ein neues Acrylrohr, finanzieren.

Nach seinen Recherchen geht er davon aus, dass „vermutlich angetrunkene junge Leute“ das Kunstwerk zerstört haben: „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sie sich doch selbst melden oder vielleicht ihre Eltern.“

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