Serie Mein Verein Das Trommlercorps ist heiß begehrt

Kaldenkirchen. · „Frisch auf“ aus Kaldenkirchen wird für Feste im ganzen Kreis gebucht. Die knapp 30 Musiker haben bis zu 50 Auftritte pro Jahr.

 Sonja Schummers (v.l.), Ole Peters, Nick Simonett, Michael Gäbel und der Vorsitzende Ulrich Thelen.

Sonja Schummers (v.l.), Ole Peters, Nick Simonett, Michael Gäbel und der Vorsitzende Ulrich Thelen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Kein Heimatfest ohne die Trommler: „Wir spielen an 40 bis 50 Tagen im Jahr“, erzählt Sonja Schummers. Sie ist Flötistin im Trommlercorps „Frisch auf“ Kaldenkirchen, und sie und ihre knapp 30 Musikerkollegen aus Nettetal und Umgebung sind gefragt in der Region. So viele Auftritte, dazu wöchentliche Proben – viel Holz für einen Musikverein. „Das kann nur gelingen, weil wir alle viel Spaß an der Musik haben, und weil wir viel Wert auf Kameradschaft legen“, erklärt der Vereinsvorsitzende Ulrich Thelen.

Kleine und dicke Trommeln stehen unter dem großen Vereinsbanner, davor Stühle, alle ordentlich in Reih und Glied, dazwischen Notenständer: Im Proberaum sieht es nach Fleiß aus und nach Disziplin. „Na ja, wir legen uns schon ordentlich ins Zeug. Wenn wir einen neuen Marsch einstudieren, muss ja jeder Ton sitzen“, sagt Thelen, lächelt und zeigt in den nächsten Raum: Dort drin sieht es wiederum eher nach Freizeit aus: große Tischgruppe, urige Theke, darüber hängen Instrumente, alles wirkt gemütlich. „Hier sitzen wir nach den Proben zusammen, und hier feiern wir auch“, sagt Thelen.

Das Corps gibt es
bereits seit 95 Jahren

Proben und feiern, das wird seit 95 Jahren großgeschrieben im Kaldenkirchener Trommlercorps. „Die Tradition ist uns schon wichtig. Dass sich ein Verein über einen so langen Zeitraum mit Marschmusik etablieren konnte, das hat schon was“, meint Michael Gäbel. Ähnlich sieht das der 18-jährige Nick Simonett: „Ehrlich gesagt, das macht schon ein bisschen stolz, in so einem traditionsreichen Verein mitzuspielen“, sagt er. Er gehört zur jüngeren Generation im Trommlercorps, das Thelen stolz „eine große Familie“ nennt.

Noch jünger ist Ole Peters mit seinen 14 Jahren. Seit zwei Jahren macht er mit Begeisterung bei den Trommlern mit: „Ich wollte gern mit anderen zusammen Musik machen. Hier hat es mir sofort gefallen, alle sind nett, und die Musik macht Spaß“, sagt er. Zwischen zwölf und rund 70 Jahren sind die aktiven Musiker, dazu kommen ältere Mitglieder, die seit mehr als 65 Jahren im Verein sind. Thelen und Gäbel vom Vorstand sind beide knapp über 60, Schummers ist Anfang 30 – bunt gemischt also die Altersstruktur im Trommlercorps, das rund ein Drittel weibliche Mitglieder hat.

Alle haben sie sich der Marschmusik verschrieben, die sie zumeist bei Umzügen präsentieren. Dabei tragen sie schmucke Uniformen, trotzen Wind und Wetter, zu St. Martin und im Karneval in der nassen, kalten Jahreszeit wie zu Schützenfesten im heißen Altweibersommer. Mehr als 50 Stücke umfasst ihr Repertoire. Das reicht dicke auch für sehr lange Umzüge wie beim Schützenfest in Mönchengladbach-Holt. Ein Paradestück des Trommlercorps ist laut Gäbel der Marsch „Goldene Trompeten“, ursprünglich als Polka oder Walzer für Blasorchester geschrieben. „Aber weil wir ja mehrstimmig spielen, kriegen wir das gut hin“, meint Schummers.

Tatsächlich reicht die Bestückung mit Instrumenten über den üblichen Spielmannszug-Standard hinaus: „Wir haben neben den Piccoloflöten auch Alt- und Sopranflöten. Ich habe hier im Verein noch Querflöte gelernt“, erzählt Schummers. Dazu kommen Trommeln und Pauken. Nicht fehlen darf auch die Lyra. Simonett spielt zum Beispiel dieses Metallophon, das aussieht wie in zweireihiges Xylophon, das der Spieler hochkant vor sich trägt.

Neben dem Musizieren, berichtet Thelen, steht das Vereinsleben mit Feiern und Ausflügen im Mittelpunkt des Kaldenkirchener Trommlercorps. Doch so sehr die Vereinsmitglieder alle schwärmen von ihrer Musik und der Kameradschaft, so sehr wissen sie auch, dass Tradition allein nicht den Fortbestand des Musikvereins garantiert; „Nachwuchsförderung“ nennt Gäbel deshalb als Maxime.

Thelen ergänzt: „Wir möchten ja in fünf Jahren gut dastehen, wenn wir unser 100-jähriges Bestehen feiern.“

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