Nettetal Nettetaler Jugendliche betreuen Flüchtlingskinder

Nettetal. · Die Idee zum Projekt stammt von einer Lehrerin am Werner-Jaeger-Gymnasium. 16 Schüler machen mit.

 Die Schülerinnen Clara (l.) und Pati spielen in der Unterkunft in Leutherheide mit einem Flüchtlingskind.

Die Schülerinnen Clara (l.) und Pati spielen in der Unterkunft in Leutherheide mit einem Flüchtlingskind.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Wenn sie mit den Hausaufgaben durch sind, packen sie Spiele aus, manchmal öffnen sie ein Malbuch, an schulfreien Tagen geht es zum Spielplatz. Rabea Hally besucht seit Februar einmal in der Woche die Flüchtlingsunterkunft in Leutherheide und betreut dort mit einer Mitschülerin drei Kinder geflüchteter Familien. „Es ist wichtig, dass sie etwas lernen“, sagt die 18-jährige Oberstufenschülerin, „und der persönliche Umgang ist es auch.“

Bis vor Kurzem haben 16 Schülerinnen und Schüler des Werner-Jaeger-Gymnasiums als Freiwillige an dem Patenprogramm teilgenommen. Organisiert wird es gleich von drei Kooperationspartnern: Lobbericher Gymnasium, Förderverein der Flüchtlingshilfe Nettetal und Kolping-Jugend. Die Idee dazu stammt von Barbara Prümen, Lehrerin am Werner-Jaeger-Gymnasium, und Ralf Schröder vom Förderverein der Flüchtlingshilfe. Inhaltlich geht es darum, Kinder geflüchteter Familien möglichst früh zu erreichen und ihnen die Eingliederung in die Gesellschaft zu erleichtern, berichtet Schröder. Dafür zog er durch die elften Klassen des Gymnasiums und warb um Betreuer. „30 haben sich gemeldet, davon blieben 16 dabei“, sagt Schröder. „Wir waren von der guten Resonanz erschlagen.“ Abgesprungen sei seitdem niemand.

Für Marla Baumeister liegt der Grund, warum sie einen Teil ihrer Freizeit in die Betreuung jüngerer Schüler steckt, auf der Hand. „Das, was wir ihnen geben, bekommen wir zurück“, sagt die 17-Jährige. Nina Kriegers (16) bekräftigt: „Die Bindung zu den Kindern hat sich sehr schnell von selbst aufgebaut. Man merkt, dass sie sich mit jedem Treffen mehr öffnen.“

Das Projekt soll im kommenden Jahr fortgesetzt werden

Ob ein Kind an der Betreuung teilnehmen will, ist ihm selbst überlassen, erklärt Schröder. Mit einem erwachsenen Betreuer – Ehrenamtler aus der Flüchtlingshilfe – gehen die Schülerinnen und Schüler zu festen Zeiten in die städtischen Unterkünfte oder einen nahegelegenen Raum und warten ab, wer kommt. Nicht immer ist das erfolgreich. Beispielsweise lief die Betreuung in einem Raum des Generationentreffs in Breyell bis zu den Osterferien sehr gut. Danach kamen die Grundschüler zunächst sehr unregelmäßig, irgendwann gar nicht mehr. Die Gymnasiasten, die dort eingesetzt waren, wechselten an einen anderen Standort.

Trotzdem ist das Projekt so erfolgreich, dass es auch nach den Sommerferien fortgeführt werden soll. „Die Idee ist: Wir machen weiter“, sagt Lehrerin Prümen. Die bisherigen Schüler der elften Klassen müssen sich dann allerdings auf das anstehende Abitur vorbereiten. Zum Weitermachen soll sich bei der Betreuung darum niemand gezwungen fühlen. „Wir wollen in den neuen elften Klassen werben“, sagt Prümen. Manche der bisherigen Helfer wollen aber zumindest im ersten Halbjahr des neuen Schuljahres dabei bleiben, kündigen sie an. Einer von ihnen ist Felix Ullrich. Der 17-Jährige erklärt: „Ich bin von der Idee des Projekts schwer überzeugt.“

In dieser Woche sind die 16 Schülerinnen und Schüler vom Unterricht freigestellt. Über die Kolping-Jugend absolvieren sie einen Gruppenleiter-Grundkurs, um die Jugendleiter-Card zu erhalten. „Das soll ihre Bemühungen noch einmal würdigen“, sagt Schröder.

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