Kultur in Nettetal „Fifty Shades of Gretel“ begeistert das Publikum

Kaldenkirchen. · „Fifty Shades of Gretel“ vom Theater Blaues Haus begeisterte die erwachsenen Besucher in der alten Fabrik in Kaldenkirchen. Warum dies ein ungewöhnliches Pupenspiel war.

 Gretel sieht im Spiegel Erinnerungen an bessere Tage.

Gretel sieht im Spiegel Erinnerungen an bessere Tage.

Foto: Theater Blaues Haus

(hb) Ein herrlicher Theaterspaß war die Aufführung „Fifty Shades of Gretel“ vom Theater Blaues Haus aus Krefeld-Hüls. Das Nettegeflüster hatte zum Gastspiel in die Alte Fabrik an der Venloer Straße in Kaldenkirchen eingeladen. Mit personifizierten Karten, Masken, reduzierten Plätzen und Mindestabstand war Theater auch in Corona-Zeiten wieder einmal live erlebbar.

Wer Puppentheater für Kinderkram hält, erlebte erstaunt, wie das Theater hier ganz anders die Puppen tanzen ließ. Das war wirklich ein Figurenspiel nur für Erwachsene, und die hatten ihren Heidenspaß daran. René Linke hat eine rasante Backstage-Komödie mit Untiefen geschrieben und inszeniert.

Der Schminkspiegel
entpuppt sich als Wunderwerk

Wie es sich für ein Puppentheater gehört, wird uns das Personal des Kasperle-Theaters gemixt mit Räuber Hotzenplotz und ein bisschen Goethe vorgeführt. Da gibt es neben Kasperl den Seppl, den Räuber, die Großmutter, das Krokodil. Kasperl und Gretel sind ein Paar, das ebenso in die Krise gerät wie das Theater.

Die Zuschauer sehen den Backstagebereich. Über dem Vorhang ist ein Monitor zu sehen, in dem das Geschehen auf der eigentlichen Bühne mit identischen Minifiguren gespielt wird. Ein genialer Einfall. Auch der Schminkspiegel entpuppt sich als Wunderwerk, der Erinnerungen und wollüstige Wünsche sichtbar machen kann. Und selbst der Teufel tritt auf und führt Gretel in die rotleuchtende Unterwelt, die dann endlich den Stoff von Fifty Shades of Grey auf die Bühne bringt. Sogar eine Sexpuppe als Puppe hat ihren Auftritt.

Zum Leben bringen dieses Puppen-Arsenal Stella Jabben und Volker Schrills, ein theaterbegeistertes Paar im Leben und auf der Bühne. Mit ihren Stimmen und auch ihrer Mimik bringen sie die an sich stummen Puppen zum Reden. Da fühlt sich Seppl zur „Burg“ berufen und will sich vorher als schwul outen, die Oma tut dement, sucht angeblich ihr Gebiss und warnt, der Russe stehe schon in Grefrath. Und der Räuber will endlich seinen verdienten Lohn, aber das Kasperl-Theater ist pleite. Und da haben wir wieder den aktuellen Bezug zur Coronakrise. Viele Künstler und Ensembles sind in echten Existenznöten.

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