Nettetal 650 Kilometer durch Indien fahren – mit dem Handbike

Nettetal. · Der Nettetaler Stefan Voormans ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt. Doch das hält ihn nicht von seiner Reise ab.

 Stefan Voormans war im vergangenen Jahr im Trainingslager auf Lanzarote.

Stefan Voormans war im vergangenen Jahr im Trainingslager auf Lanzarote.

Foto: Stefan Voormans

Am Samstag, 8. Februar, reist Stefan Voormans nach Indien. Bis zum 2. März ist der Nettetaler dort – und das in besonderer Mission. Mit seinem Freund Stefan Hauertz war er kürzlich dort und führte Vorbereitungsgespräche für eine große Werbekampagne mit dem Handbike auf Etappenfahrt ab dem 12. Februar.

Der 49-Jährige fliegt mit Rollstuhl und zwei Handbikes ab Düsseldorf über München nach Mumbai, der größten Stadt Indiens und Finanzmetropole, im Bundesland Maharashtra. Der Lobbericher, ehrenamtlicher Geschäftsführer des Nettetaler Hilfswerks Somedi und insbesondere auf Indien ausgerichtet, startet eine große Aktion mit zwei Partnern, mit dem Hilfswerk Ratna Nidhi Charitable Trust und der dortigen Industrie- und Handelskammer IMC (Chamber of Commerce and Industry). „Wir arbeiten in Indien mit dieser Stiftung zusammen, die Mobility-Camps ausrichtet, bei denen körperlich behinderte Menschen kostenlos Hilfsmittel wie beispielsweise Rollstühle und Prothesen an Hilfsbedürftige verteilen“, sagt Voormans, der als Querschnittsgelähmter nach einem Motorradunfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist. „Letztes Jahr flossen von uns 14 000 Euro Spendengelder, und wir versorgten Menschen mit 400 Hilfsmitteln. Ich nutze die Reise auch, ein Projekt von Somedi in Dhanbad, ein Leprazentrum mit Krankenhaus und Berufsschule, zu besuchen.“

Nun zu seinem großen Projekt, wovon er sich eine große Werbung erhofft: Voormans unternimmt im Handbike eine Etappenfahrt von Kolhapur bis Mumbai mit Tagesetappen bis zu 150 Kilometer über 650 Kilometer Gesamtstrecke in einer Woche. Der Seenstädter, der von seinem Freund Holger Falk begleitet wird, nimmt die Tour in Kolhapur auf und wird vom dortigen Maharadscha, quasi der königlichen Familie (es könnte auch noch der deutsche Generalkonsul sein), morgens um 7 Uhr in der Früh auf die erste 85 Kilometer lange Etappe geschickt.

Zur Winterszeit ist es dort 30 Celsius warm. „Wir nahmen die Industrie- und Handelskammer mit ins Boot und wählten die Route so aus, dass wir an ihren Partnern vorbei kommen – wie an der deutschen Niederlassung der Firma Bosch.“ Von dort bis zum nächsten Zielort begleiten ihn 120 Radfahrer. Von Etappe zu Etappe sind bis 250 Radfahrer dabei. „Das ist wie beim amerikanischen Kinofilm ‚Forrest Gump‘, wo einer voranläuft und die Masse folgt“, erzählt Voormans, Abteilungsleiter der größten Handbiker-Gruppe im NRW-Radsportverband und Organisator des großen Handbike-Rennens beim Radrennen um den Großen Preis von Nettetal. Der Nettebiker, so heißen die Handbiker von SC Union Nettetal, bekommt über einen befreundeten Bollywood-Star aus Delhi für die Woche ein Wohnmobil. Den Bollywood-Star lernte Voormans über ein Showrennen in Indien kennen. „Ich brauche eine fahrende Toilette. Die Fahrt geht nämlich über die Dörfer, und die Landbevölkerung ist hier ärmer. Und es ist ein Problem, jedes Mal ein ordentliches Hotel zu bekommen“, sagt Voormans.

Die Tour sei für ihn eine große Herausforderung, erzählt der Lobbericher. Fast täglich trainiert er ein bis zwei Stunden auf einer Trainingsrolle daheim in der Garage.„Die längste Etappe geht über 150 Kilometer mit 1000 Höhenmetern. Davor habe ich sehr großen Respekt“, sagt Voormans. „Mein Tempo von 15 bis 20 km/h ist angepasst an die Radsportbegleitung. Sogar die Universität Pune wollte 1000 Radfahrer schicken. Das scheiterte an der Zahl der Räder.“ Auf der letzten Etappe von Thane nach Mumbai begleitet ihn die ARD-Korrespondentin und Hörfunkreporterin Silke Dittrich aus Grevenbroich.

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