Love-Scamming Nettetalerin (59) wird Opfer von „Liebes-Betrug“

Nettetal · Eine Facebook-Bekanntschaft gaukelte der Frau Liebe vor – und sie überwies ihm Geld. Erst als er sie um 145.000 Euro bat, schöpfte sie Verdacht.

Über das Netzwerk Facebook nahm der Betrüger Kontakt zu der Frau aus Nettetal aus.

Über das Netzwerk Facebook nahm der Betrüger Kontakt zu der Frau aus Nettetal aus.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Er gaukelte ihr Zuneigung vor, sie überwies ihm Geld: Eine 59 Jahre alte Frau aus Nettetal ist Opfer der sogenannten Romance- oder Love-Scamming-Masche geworden. Den mutmaßlichen Betrüger hatte sie im Februar im Internet kennengelernt.

Wie eine Sprecherin der Kreispolizei Viersen berichtet, hatte der unbekannte Mann die Frau über Facebook kontaktiert, es folgte ein reger virtueller Austausch. Der Mann gab sich als US-Amerikaner aus und überredete seine neue Bekannte zu mehreren Geldsendungen über das US-amerikanische Finanzunternehmen Money-Gram. Insgesamt überwies die Frau dem Betrüger einige zigtausend Euro. Erst als der Mann die 59-Jährige um 145.000 Euro für angebliche Zollgebühren bat, schöpfte die Frau Verdacht. Auf den Rat der Zollbeamten hin stellte sie am Montag Strafanzeige gegen unbekannt, wie die Polizei am Dienstag mitteilt.

„Das Geld ist weg“, sagt die Polizeisprecherin. Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Betrüger im Ausland säßen, meist in Westafrika. „Da kommt man ermittlungstechnisch nicht weiter“, sagt die Sprecherin. Sie warnt vor der Betrugsmasche (zu deutsch etwa Romantik- oder Liebesbetrug), auf die immer wieder Menschen hereinfielen. „Der Versuch der Kontaktaufnahme im Internet ist gängig“, sagt sie. Wie häufig es vorkomme, dass dabei Menschen um Geld gebracht werden, sei unklar. „Die meisten zeigen das nicht an, weil sie sich schämen“, sagt die Sprecherin. „Wir rechnen mit einem riesigen Dunkelfeld.“ Unter dem Facebook-Post der Polizei zu der Sache berichten etliche von ähnlichen Kontaktaufnahmen. Auch die Sprecherin selbst habe über ihr privates Profil „zig Anfragen“ bekommen, sagt sie: „Wenn man eine Freundschaftsanfrage von jemandem bekommt, den man nicht kennt und mit dem man keine gemeinsamen Freunde hat, sollte man grundsätzlich skeptisch sein.“

Wie die Betrüger ihre Opfer auswählen, sei unklar. Es würden auch Menschen angeschrieben, die als Profilbild kein Foto von sich, sondern eine Katze oder eine Blume haben. Betroffen seien alle Geschlechter: Die Männer geben sich als Akademiker oder US-Soldaten aus, ihre Kolleginnen als Ärztinnen, Lehrerinnen oder Geschäftsfrauen. Die Fotos zeigten äußerst attraktive Personen, seien aber geklaut. Meist würden die neuen Bekannten in sehr gutem Englisch kommunizieren.

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