Kaldenkirchen Leven begann vor 100 Jahren als Schmiede

Kaldenkirchen. · Die Kaldenkirchener Firma Leven Nutzfahrzeuge hat eine bewegte Geschichte.

 Wilfried Leven (62) hat das Familienunternehmen gab 2018 die Geschäftsführung an seinen Sohn ab.

Wilfried Leven (62) hat das Familienunternehmen gab 2018 die Geschäftsführung an seinen Sohn ab.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Dass die Leven Nutzfahrzeuge GmbH & Co. KG in Kaldenkirchen mit inzwischen 79 Mitarbeitern in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiern kann, dafür legte Franz Leven einst den Grundstein – allerdings in einem noch deutlich kleineren Umfang. „Er hat Pferde beschlagen und Schmiedearbeiten gemacht“, berichtet Enkel Wilfried Leven (62).

Sein Großvater gründete das Familienunternehmen 1919 mitten im Dorf: an der Ecke Friedrich- und Kehrstraße. Nach dessen Tod übernahm Sohn Leo Leven 1950 die Geschäfte. Er erweiterte die Schmiede um einen Laden für Haushaltswaren und bezog 1956 eine neue Halle an Bruchstraße/Zur Lärche. Stetig entwickelte er das Unternehmen weiter. 1985 standen die Umstellung von Landmaschinen und Schlosserei auf Nutzfahrzeuge sowie die Fertigung des ersten Lkw-Aufbaus an. 1966 wurde der nächste Umzug abgewickelt: an die Leuther Straße in Kaldenkirchen, wo Leven heute noch mit mehreren Hallen auf einer Fläche von gut 44 000 Quadratmetern zu finden ist.

 Bei einem Feuer 1990 brannte die Werkstatt komplett aus.

Bei einem Feuer 1990 brannte die Werkstatt komplett aus.

Foto: Leven Nutzfahrzeuge

1983 starb Leo Leven plötzlich mit 56 Jahren. Seine Frau Anni übernahm. Bis 2001 blieb sie Inhaberin, die Geschäftsführung lag seit 1971 in den Händen ihres Neffen Wilfried Leven. Er gründete weitere Geschäftszweige; beispielsweise die Autovermietung, den Kfz-Teile-Handel, die Lkw-Waschstraße, den Berge- und Abschleppdienst sowie den Kranverleih. 2009 wurde eine Zweigstelle in Mönchengladbach-Güdderath eingeweiht. Bereits früh hatte sich abgezeichnet, dass Wilfried Leven den Familienbetrieb einmal weiterführen würde. „Das war schon immer klar“, sagt der 62-Jährige. Mit 14 hatte er eine Schlosserlehre begonnen.

Zwei Brände haben dem Kaldenkirchener Unternehmen zugesetzt. 1990 stand eines Abends die Werkstatt in Flammen. „Ursache war ein Schwelbrand unter einem Anhänger“, erinnert sich Wilfried Leven. Rund 250 Feuerwehrleute waren knapp zwei Tage mit Löscharbeiten beschäftigt. Die Werkstatt war nicht mehr zu retten.

Bei zwei Bränden ist
niemand verletzt worden

Bis zum Wiederaufbau arbeiteten die Angestellten gut sechs Monate im Freien. Dann brannte im August 2014 eine hintere Lagerhalle bis auf die Grundmauern nieder. Auslöser sei eine nicht fachgerecht montierte Photovoltaikanlage gewesen, berichtet der 62-Jährige. Auch diese rund 4000 Quadratmeter große Halle errichteten die Levens wieder. Trotz allem habe man noch Glück gehabt, sagt Wilfried Leven: Bei beiden Bränden wurde niemand verletzt.

Auf die Frage, welcher Geschäftsbereich des Unternehmens am besten läuft, antwortet Wilfried Leven: „alles“. Und das Erfolgsrezept dafür? „Dass wir so flexibel sind“, sagt der 62-Jährige. So sei der Bergungs- und Abschleppdienst rund um die Uhr erreichbar. Egal, wo ein Lastwagen in Europa liegen geblieben ist oder einen Unfall hatte: Levens Mitarbeiter fahren raus. „Und wenn der Kunde bei uns ist, braucht er nicht weiterzufahren, weil wir alles hier haben. Gerade mit der Fahrzeitregelung ist das wichtig“, sagt Wilfried Leven. Zudem sei die Lage mit der direkten Anbindung zur Autobahn sehr gut. Doch auch an dem Familienunternehmen ist die Wirtschaftskrise vor knapp zehn Jahren nicht spurlos vorübergegangen.

Viele der Mietfahrzeuge – insgesamt 110 Lastwagen und Anhänger – standen zeitweise einfach auf dem Hof herum, erinnert sich Wilfried Leven. Überlebt habe Leven eben wegen seiner Vielfalt. „Bei uns läuft immer etwas“, sagt er. Wenn nicht der eine, dann eben ein anderer Geschäftsbereich. Wilfried Leven hat die Geschäftsführung im vergangenen Jahr an seinen Sohn Thomas (34) abgegeben und wollte sogar eigentlich zum 100-Jährigen aus dem Familienunternehmen aussteigen. Doch so richtig anfreunden kann er sich mit dem Gedanken noch nicht. „Von 100 auf null geht nicht“, sagt er. Aber morgens zukünftig etwas später zu kommen, das könnte er sich durchaus vorstellen.

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