Kabarettist Malmsheimer: „Für Politik bin ich eigentlich zu blöde“

Jochen Malmsheimer begeisterte in der Werner-Jaeger-Halle mit seinem präzisen Wortschatz. Er lästerte über alles und jeden.

Lobberich. Ein Mikrofon, ein Glas Wasser und sein überaus präziser Wortschatz reichten Jochen Malmsheimer, um das Publikum in der Werner-Jaeger-Halle zu begeistern.

Wort- und stimmgewaltig ließ der Kabarettist keine Boshaftigkeit aus und lästerte über alles und jeden. Nur politisch ist er nicht. „Dafür bin ich auch eigentlich zu blöde“, meint der 51-jährige über sich.

Mit seinem Programm „Flieg Fisch, lies und gesunde! Oder: Glück wo ist Dein Stachel“ schaute Malmsheimer zum dritten Mal in Nettetal vorbei. Beim Publikum war dabei Aufmerksamkeit gefragt, damit man auf keinen Fall eine der Pointen versäumt. Er konstruiert Sätze, an deren Ende man den Anfang bereits vergessen hat, und schafft es dennoch, dass sein Publikum an seinen Lippen hängt.

„Handys aus“, fordert Malmsheimer zu Beginn mit einem Augenzwinkern und dennoch bestimmt. „Also ich meine aus, so aus, dass es keinen Ton mehr von sich gibt, also aus. Kurz vor kaputt.“ Noch bevor das Publikum es bemerkt, ist es mittendrin im Programm und Malmsheimer legt los.

Er schildert die Studien an seinen eigenen Kindern und den Nachwuchs erzeugenden Mitmenschen (das Wort ist ihm eigentlich schon viel zu nah und intim) — diese Menschen, die lautstark ihre mit Lukas und Lenas beladenen Kindercastoren (Kinderwagen) durch die Welt schieben und das so laut kommentieren, dass auch alle Daheimgebliebenen noch daran teilnehmen können. Er spricht über das bedauernswerte Rentnerleben, das sich mit einer Farbe, nämlich beige, beschreiben lässt.

Man möchte Malmsheimers Geschichten aufsaugen, um sie weiter zu erzählen — doch sie sind so komplex, dass das schwer möglich ist. Er erzählte auch vom bereits bekannten „Wurstbrot“.

„Früher war nicht alles besser, aber es war gut. Und das wäre es auch noch, hätten wir die Finger davon gelassen.“ Und dann wird er richtig pointiert böse. „Alles war gut mit dem Wurstbrot, bis irgendein schwuchteliger Bäcker die Idee hatte, Remoulade, Salat, Tomate und ein Ei draufzulegen. Jetzt fühlt man sich als, beiße man in einen Komposthaufen.“

Sein Humor kommt an. Und seine Meinung übers Publikum revidiert der aus dem Fernsehen bekannte Kabarettist am Ende des Abends: „Ich nehme das Geräusch, dass Sie eben erzeugt haben, als Zustimmung. Ich bin auch zufrieden mit Ihnen, Sie konnten sich im Laufe des Abends tatsächlich entwickeln.“

Ohne Zugabe ließen die Nettetaler den Künstler aber nicht von der Bühne, der liebend gerne noch das „schlechteste Gedicht überhaupt mit dem Titel Glück wo ist dein Stachel — Wenn ich ein Fischlein wäre, flöge ich zu dir“ vortrug.

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