Kabarettist Konrad Beikircher: Blick zurück auf 35 Jahre Bühnen-Leben

Konrad Beikircher stattet Lobberich einen Besuch ab - und thematisiert den Rheinländer und den Niederrheiner an sich.

Lobberich. Vor mehr als 35 Jahren, am 28. März 1978, hatte Konrad Beikircher zum ersten Mal auf der Bühne gestanden. Er war damals in der Bonner Jazz-Galerie von Stefan Roth aufgetreten. Roth stammt aus Lobberich — kein Wunder, dass Beikircher jetzt gerne in die Werner-Jaeger-Halle kam, um „Das Beste aus 35 Jahren“ zu präsentieren.

„Was wollte ich gesagt haben?“ Bereits dieser erste Satz brachte ihm einen beachtlichen Applaus ein, den Beikircher schlagfertig kommentierte: „Sie sind aber schnell zufrieden zu stellen.“

„Das muss ich ganz kurz erklären“: Dieser Satz beschreibt, wie Beikircher auf der Bühne tickt: Es scheint für ihn keinen „roten Faden“ geben, er plaudert, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, schweift gerne ab — und ermüdet oder langweilt sein Publikum dennoch in keinster Weise. Diese Fähigkeit dürfte seinen über Jahrzehnte währenden Erfolg zumindest teilweise erklären. Merke: In der Kürze liegt bei ihm nicht die Würze.

Im Mittelpunkt des Abends stand der Rheinländer und seine Sprache, die Konrad Beikircher lustvoll sezierte. „Ich wollte Sie herzlich willkommen geheißen haben“, ist für ihn ein Parade-Beispiel für die Fähigkeit des Niederrheiners, „Dinge, die noch kommen, als vergangen auszudrücken — dann ist es schneller vorbei“.

In der Hitliste seiner Eigenarten der deutschen Sprache, von Menschen am Niederrhein geprägt, führt er auch folgende Sätze: „Lassen Sie mich nicht lügen.“ Oder der „rheinische Enterhaken“, mit dem man sich schnell in jedes Gespräch einklinken kann: „Wo Sie grad sagen .. .“

Aus der Schublade „meine schönsten Erlebnisse“ kramte er eine Geschichte hervor, die sich im Mai 1992 in der Mönchengladbacher Kaiser-Friedrich-Halle zugetragen haben soll. Seine Provisorien, erst wenige Stunden im Mund, verabschiedeten sich bei der energisch vorgetragenen Frage „Wie isses?!?!“.

Er ist kein Rheinländer, aber Konrad Beikircher zitierte Helmut Kohl mit dem Satz: „Die Wirklichkeit sieht oft ganz anders aus als die Realität.“ Herrlich, wie er die Probleme der Italiener mit unserer an Selbstlauten vergleichsweise armen Sprache schilderte. So mache der südländische Kellner aus einem „Schmeckt“s?“ ein „Samecka-tas?“

Die Fantasie ging mit Konrad Beikircher durch, als er verriet, warum die Hamburger so sprechen wie sie sprechen: „Als die Menschen vor 400 000 Jahren das Weserbergland verließen, um sich in Hamburg niederzulassen, mussten sie sich bei Harburg durch eine 2000 Meter dicke Packeis-Schicht beißen - seitdem haben sie diese Schneidezahn-Sprache.“

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