Ist die Lobbericher Innenstadt ein Flop?

Fürs ehemalige Hertie-Kaufhaus sind die Aussichten düster, die Ludbach-Passage ist umstritten und der Einzelhandel stöhnt über fehlende Umsätze.

Lobberich. Noch immer kein Käufer fürs ehemalige Hertie-Kaufhaus, Umsatz-Einbußen bei Einzelhändlern, Kritik am neuen Einkaufszentrum Ludbach-Passage: Lobberichs Innenstadt scheint trotz zahlreicher Baumaßnahmen eher ein Flop denn ein Kunden-Paradies.

„Für solch eine Bilanz ist es viel zu früh“, wiegelte Bürgermeister Christian Wagner (CDU) am Donnerstagabend im Haupt-, Finanz- und Wirtschaftsförderungs-Ausschuss ab. „Warum tut sich da nichts, kann der Bürgermeister nichts machen?“, werde er oft in Sachen Hertie-Immobilie gefragt, berichtete Wagner.

Doch der Stadt seien die Hände gebunden, die Aussichten eher düster: Seit über drei Jahren vergammelt das Gebäude, ist längst zum Schandfleck verkommen.

Die Immobilie „gehört zu den schwer zu vermarktenden Hertie-Häusern“, so Wagner. Als Gründe nannte er „komplizierte rechtliche Zusammenhänge“ wie europäisches Insolvenzrecht wegen der ausländischen Eigentümer sowie undurchsichtige Strukturen der Beteiligten.

Zudem seien die Marktchancen für kleine Kaufhäuser in kleinen Städten eher düster. Gespräche mit einem Regionalbeauftragten der Insolvenz-Holding allerdings lassen Wagner hoffen, dass „in 24 Monaten alle Hertie-Immobilien vermarktet“ seien — darunter auch Nettetal.

Doch damit dürfte sich die Situation in der Innenstadt vorläufig nicht verbessern. „Wenn ich in Lobberich kein Nachthemd und keine Unterhemden kaufen kann, dann stimmt etwas nicht in diesem Stadtteil“, meinte Renate Dyck (SPD).

Sie wisse von „guten Läden, die am Tag keine zehn Euro Umsatz machen“. Zudem besage eine Untersuchung, auch die Ludbach-Passage laufe „nicht gut“.

Dagegen verwies Wagner auf eine Befragung der Industrie- und Handelskammer zur Ludbach-Passage, die eine „sehr gute Kundenzufriedenheit“ ergeben habe: „Das Problem ist die fußläufige Wegeverbindung zwischen Ludbach-Passage und Fußgängerzone.“ Die sei noch nicht endgültig fertig. Auch die derzeitige Nutzung des ehemaligen Kinos sei keine Dauerlösung.

Probleme des Einzelhandels sind laut Wagner nicht typisch für Lobberich, sondern „eine Tendenz in ganz Deutschland“. Noch seien die Baumaßnahmen zur Verbesserung der Innenstadt nicht abgeschlossen, man solle „nicht vorzeitig alles kaputt reden“. Allerdings forderte nicht nur Hans-Williy Troost (FDP): „Jetzt muss der Einzelhandel Fantasie entwickeln!“

Dass Renate Dyck zum Wäsche-Kauf „nach Kaldenkirchen fahren muss“, wertete Wagner eher positiv: „Wir müssen doch über die Grenzen der Stadtteile sehen, die sich in der Gesamtstadt ergänzen.“

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