Hat das Wiesenparadies überhaupt eine Chance?

Eine kleine Wildnis an der Johann-Sticker-Straße bietet Tieren Lebensraum, ist jedoch von der Mahd bedroht.

Hat das Wiesenparadies überhaupt eine Chance?
Foto: Joachim Burghardt

Nettetal. Die Wiese lebt: Über Mohnblumen, blühenden Kräutern und Gräsern summen Bienen und flattern Schmetterlinge, im Gras lauern Kugelspinnen unter ihren Haubennetzen auf Mücken. Zu einem kleinen Naturparadies hat sich das Stückchen Wiese vorm Spielplatz am Rand der Johann-Sticker-Straße in Kaldenkirchen entwickelt.

Doch wie lange noch? Eigentlich soll sogenanntes Straßenbegleitgrün mehrmals jährlich gemäht werden. „Aber mit den Pflegemaßnahmen kommen wir nicht nach“, vermeldete Heike Meinert vom Grünflächenamt der Stadt. Der Grund: Zu wenig eigenes Personal, zu wenig Geld, um Fremdfirmen häufiger mähen zu lassen.

„Auf öffentlichen Flächen sollten Blumenwiesen wachsen“, fordert Heinz Tüffers vom Naturschutzhof und Vorsitzender des Nettetaler Naturschutzbundes, seit langem. Für die Artenvielfalt sind Wildblumenwiesen laut Tüffers wichtig: „Viele Tiere sind auf Blumen und Kräuter angewiesen, Insekten ebenso wie Amphibien und Säuger.“ Immerhin setze allmählich bei der Stadt ein Umdenken ein.

Tatsächlich wachsen auf einigen Flächen wie am Caudebec-Ring in Lobberich schon kleine Wildblumenwiesen. Gefahren drohen solchen Lebensräumen jedoch auch von übereifrigen Bürgern, die „durch übertriebenen Ordnungssinn“ solche Randstreifen mähen. So geschehen unweit der Johann-Sticker-Straße. Der Randstreifen an der Straße Am Königsbach war prächtig gediehen, Wildblumen wuchsen und blühten, Kröten wurden dort beobachtet. Anwohner jedoch mähten den schmalen Lebensraum mit dem Rasenmäher nieder.

Ein ähnliches Schicksal droht womöglich bald der Wiese an der Johann-Sticker-Straße, wo schon mal ein Wiesel herauslugt und abends Fledermäuse auffliegende Insekten fangen — ob durch die Stadt oder durch Anwohner. Tüffers freilich gibt „die Hoffnung nicht auf, dass es in Nettetal naturbewusste Menschen gibt, die solche Randwiesen wachsen lassen“. jbh

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