Gesucht: Ein ganz normaler Arbeitsplatz

Das Modell in der Hinsbecker Jugendherberge mit behinderten und nichtbehinderten Mitarbeitern stellt noch immer eine Ausnahme in der Arbeitswelt dar.

Nettetal. Sieben junge Menschen haben einen normalen Arbeitsplatz — trotz ihrer Behinderungen: Das Modell der Jugendherberge Hinsbeck ist noch immer eine Ausnahme auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb befasste sich das Nettetaler Netzwerk für behinderte Menschen am Donnerstagabend in der Jugendherberge mit dem Thema „Behinderte an regulären Arbeitsplätzen“.

„Unsere Erfahrungen sind gut. Die Jugendlichen arbeiten in Bereichen wie Küche oder Hausmeisterei, immer im Team mit Nichtbehinderten — und sie arbeiten gern“, erzählte Sozialpädagogin Nicole Podchull aus dem Arbeitsalltag in der Jugendherberge. Auch andere Nettetaler Unternehmen zeigten durchaus Interesse, beeinträchtigte Auszubildende oder Mitarbeiter einzustellen.

Oft fehle es aber an den Voraussetzungen vor allem für geistig Behinderte und an Integrationshelfern, so Ludger Peters von der Elterninitiative Kindertraum. Ansonsten überwiege auf dem Arbeitsmarkt die Skepsis. „Aber solange man es nicht ausprobiert hat, soll man nicht sagen: Das schafft ein Behinderter nicht“, mahnte Peters.

Dank Kindertraum konnten die Arbeitsplätze in der Jugendherberge überhaupt erst eingerichtet werden. Der gemeinnützige Verein hatte sich zuvor schon für den integrativen Unterricht an einigen Nettetaler Schulen eingesetzt. Doch es es gibt es kaum reguläre Arbeitsplätze.

„Wir versuchen es deshalb mit unserem Integrations-Café, das von Behinderten geführt wird“, stellte Michael Behrendt von der Lebenshilfe Viersen ein neues Modell vor. Einen reinen Integrationsbetrieb könne er sich später ebenfalls durchaus vorstellen, sagte Peters. Bislang blieben sonst nur Werkstätten wie im Heilpädagogischen Zentrum (HPZ).

„Integrationserfahrene Jugendliche aber haben andere Ansprüche an die Gesellschaft, sie sind sozusagen emanzipiert“, fasste Peters zusammen. Wie die Jugendlichen in der Jugendherberge möchten sie „einen ganz normalen Arbeitsplatz“.

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