Kaldenkirchen Garten zeigt, wie sich ein Fluss entwickelt

Kaldenkirchen. · Idyllischer geo-hydrologischer Wassergarten liegt mitten im Kaldenkirchener Grenzwald.

 Ado Lappen hat den Wassergarten 2001 im Auftrag der Stadtwerke entworfen und angelegt.

Ado Lappen hat den Wassergarten 2001 im Auftrag der Stadtwerke entworfen und angelegt.

Foto: Joachim Burghardt

Gelb leuchten die Farbtupfer zwischen den Steinen mitten im plätschernden Bach. „Die Sumpfdotterblume blüht schon früh im Jahr, die anderen Blüten hier im Wassergarten brauchen noch ein bisschen“, sagt Ado Lappen (78) und zeigt auf das weitläufige Gelände. An den Bäumen ringsherum sprießt Blattwerk, die Magnolien im Hintergrund stehen bereits voll in weißer Blütenpracht. „Aber wer genau hinschaut, entdeckt schon viele Triebe, alles ist voller Leben“, sagt Lappen.

Mitten im Grenzwald liegt das eingezäunte Kleinod mit dem nüchternen Namen geo-hydrologischer Wassergarten. Schon am Eingang machen Info-Tafeln deutlich, worum es geht: „Wasser und Umwelt“ sind Grafiken betitelt, die Wasservorkommen und Versickerungsprozesse anschaulich verdeutlichen – Geohydrologie eben, wie die Wissenschaft vom Wasser in und auf der Erdkruste heißt. Dass mehr dahinter steckt als sachliche Informationen, verdeutlicht eine weitere Info-Tafel mit der Überschrift: „Erlebe es!“. Genauso gut könnte dort stehen: „Genieße es!“.

Ado Lappen hat den Wassergarten 2001 entworfen und angelegt

Hinter dem Holztor in Kaldenkirchen nämlich tut sich eine Idylle auf – beschaulich wirkt der Landschaftspark, mit viel Natur und vor allem viel Wasser. Kaum einer kennt die Anlage wohl so gut wie Ado Lappen. „Das Ganze war im Grunde meine Idee, ich habe den Wassergarten 2001 im Auftrag der Stadtwerke entworfen und angelegt“, erzählt der Landschaftsarchitekt. Das damalige Brachland gehört den Stadtwerken Nettetal, die im Grenzwald auch einen Brunnen zur Trinkwassergewinnung betreiben. Der Park zeigt auf mehr als 10 000 Quadratmetern ein typisches Stück Niederrhein zwischen Rhein und Maas heutzutage – und vor Urzeiten.

Übersichtlich wirkt das Gelände und birgt doch Überraschungen und Geheimnisse. Leicht zu übersehen ist zum Beispiel das Biotop voll Wasser und Moosen gleich hinter dem Eingang rechts zwischen Gebüsch und Bäumen. „Hier entwickelt sich ein Moor, das überlassen wir ganz sich selbst“, erläutert Lappen. Herzstück des Parks ist der gut sichtbare Wasserlauf. Von der Quelle auf einem Hügel schlängelt sich über 130 Meter ein Bach durch das Gelände mit Holzbrücken, kleinem Regenrückhaltebecken und wechselnden Uferbepflanzungen. Es wird zum Flüsschen und mündet in ein größeres Gewässer.

Stadtwerke mussten vor zwei Jahren viel Geld investieren

„Wie sich so ein Fluss entwickelt, lässt sich hier gut beobachten“, sagt Lappen. Die verschiedenen Lebensräume für Pflanzen und Tiere werden auf Info-Tafeln an den Wegen auf Deutsch und Niederländisch erklärt. Für Lappen könnten es „gerne noch mehr Schilder sein“. Doch die Stadtwerke mussten erst vor zwei Jahren rund 50 000 Euro in die Sanierung des Parks stecken – wegen Vandalismus. „Hier wurde abends gefeiert und gegrillt, der Abfall blieb liegen, manche Leute ließen ihre Hunde frei laufen, die die Uferbereiche und Gewässerböden zerstörten“, sagt Stadtwerke-Mitarbeiterin Sigrid Rautenberger bedauernd. Lappen ergänzt: „Dann wurden auch noch Fische im Wasser ausgesetzt, so was geht gar nicht.“ Deshalb wurde der Steg über dem Gewässer abgebaut, der Uferbereich wird nun von einer Hecke mit Zaun geschützt.

Den Wassergarten in Schuss zu halten – die Pflegearbeiten übernimmt das Heilpädagogische Zentrum – verstehen die Stadtwerke laut Rautenberger auch als Bildungsauftrag. Schließlich besuchten nicht nur Spaziergänger und Familien, sondern auch Kindergärten und Schulklassen den Garten. Besonders beliebt bei Besuchern sei die interaktive Schauanlage: „Hier kann man Wasser hochpumpen und beobachten, wie es auf verschiedenen Bodenflächen versickert oder abfließt“, schildert Rautenberger.

Lappen weist noch auf andere erlebenswerte Teile des Parks hin, so den kleinen Erlenbruchwald und das urzeitliche Braunkohle-Areal, wo exotisch anmutende Bäume stehen. „Solche Gehölze wuchsen hier vor der Eiszeit“, sagt Lappen, kniet sich hin und dreht eine vermodert wirkende Wurzel um. „Hier, das Holzstück ist zu Braunkohle geworden, wo sonst kann man so was so gut sehen wie hier im Wassergarten?“

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