Hinsbeck Geigenbauer fertigt seit 25 Jahren in Mühle

Hinsbeck. · Bernhard Zanders und seine Frau Anne haben die Stammenmühle umgebaut.

 Bernhard Zanders betreibt seit 25 Jahren betreibt eine Geigenbauwerkstatt in der Stammenmühle in Hinsbeck. Bei einem Konzert am 8. Februar wird auf seinen dort hergestellten Instrumenten gespielt.

Bernhard Zanders betreibt seit 25 Jahren betreibt eine Geigenbauwerkstatt in der Stammenmühle in Hinsbeck. Bei einem Konzert am 8. Februar wird auf seinen dort hergestellten Instrumenten gespielt.

Foto: Heribert Brinkmann

In diesem Jahr kommen neue Flügel an die Stammenmühle. Da die Mühle von 1854 unter Denkmalschutz steht, gab es schon zwei Ortstermine. Ein Besucher aus Düsseldorf und die Landeskonservatorin waren bereits da. Die Flügel sind 30 Jahre alt und marode. Alle acht Jahre wird die Mühle neu gestrichen. Das steht 2021 wieder an. Bis 1928 war die Mühle noch in Betrieb. Ab 1900 wurde allerdings auf dem Stammenhof elektrisch gemahlen. Nur bei sehr viel Wind lief noch die große Mühle.

In den 1950er Jahren hatte ein Industrieller aus Mönchengladbach die Mühle als Wochenendhaus gepachtet. Zuletzt wurde der Keller der Mühle, der heute als Konzertraum dient, als Kartoffelkeller genutzt. Alles andere stand leer und verfiel. 1994 zogen Anne und Bernhard Zanders in die Mühle. Rund 5000 Stunden haben sie in das Denkmal investiert und es in ein Schmuckstück verwandelt. Das Mahlwerk kam für drei Tage in eine Hitzekammer in Vorst. Bei 70 Grad pasteurisiert, wurde das Holz gerettet.

Seit 1995, also seit 25 Jahren, ist die Mühle auch Geigenbauwerkstatt. Vorher war Zanders bereits neun Jahre als Geigenbauer in Mönchengladbach selbständig. 1960 in Lobberich geboren, zog er 1995 wieder nach Nettetal. Seinen Schwiegereltern gehörte die Mühle.

Heute ist die Mühle weit sichtbares Erkennungszeichen und ein seit vielen Jahren geschätzter Konzertort. Zanders Kundschaft kommt fast aus aller Welt. So fliegt eine Professorin jedes Jahr mit einer Schülerin aus Korea ein und sucht in der Mühle eine passende Geige aus. 20 000 Euro kosten bei ihm neue Instrumente, 120 Stunden Arbeit braucht eine einzelne Geige. Das ist das reine Handwerk. Das erworbene Wissen und das Aussuchen des richtigen Holzes kommen hinzu.

Geschätzt 20 Geigenbauer, die neue Instrumente herstellen, gibt es in ganz Deutschland. Geigen zu bauen, dazu hat sich Bernhard Zanders schon mit 13 entschieden. Damals spielte er Geige, aber wichtiger als das darauf Spielen war ihm der Instrumentenbau. Nach der Realschule in Kaldenkirchen ging er an die Instrumentenbauschule im oberbayrischen Mittenwald. Von 1200 Bewerbern wurden zwölf genommen. Nach Bundeswehr und der Gesellenzeit in Köln machte Zanders in Düsseldorf seine Meisterprüfung und sich selbständig.

Es ist faszinierend, ihm zuzuhören, wenn er von Hölzern, Klängen und Wölbung spricht. Für den Körper wird Ahorn genommen, für die Decke Fichte. Wie bereits bei den italienischen Geigenbauern im 17. Jahrhundert in Cremona ist Ahorn aus Bosnien oder den rumänischen Karpaten gefragt. Auf den Kalkböden wachsen die Bäume langsam. Das Holz wird fest, aber sehr leicht. Die für Geigenbau geeigneten Fichten wachsen vor allem an der Südseite der Alpen.

Besonders feiern wollen die Zanders das 25-jährige Bestehen nicht. Jedes Jahr beteiligen sie sich am Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag. Beim Tag der Offenen Tür gibt es dann Kaffee und Kuchen. Und bereits am 8. Februar gibt es eins der beliebten Konzerte (siehe Info-Kasten) in der
Mühle. hb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort