Kaldenkirchen Nettetaler Putzfrau bringt den Karneval auf Vordermann

Kaldenkirchen. · Als Achnes Kasulke ist Annette Eßer aus Kaldenkirchen eine ganz große Nummer im rheinischen Karneval.

 Achnes Kasulke ist „die letzte deutschsprachige Putzfrau vor der Autobahn“.

Achnes Kasulke ist „die letzte deutschsprachige Putzfrau vor der Autobahn“.

Foto: Bodo Krohn

In nur einer Karnevalssession fährt sie 10 000 bis 14 000 Kilometer. Im Kölner Karneval gehört sie zu den Top-Acts, die freche Putzfrau Achnes Kasulke. Mit dieser Kunstfigur hat sie sogar einen eigenen Podcast bei WDR 4. Und den Beinamen „Die letzte deutschsprachige Putzfrau vor der Autobahn“ kann man als einen Hinweis verstehen, dass sie aus Kaldenkirchen kommt. Da kennt man sie als Annette Eßer, dort begann sie als Tanzmariechen ihre jecke Karriere in der Spielgemeinschaft Kolping-Karneval.

Besonders interessant wird für sie der 10. Januar. Dann kann sie an einem Tag vergleichen, wie das Publikum in Köln und Düsseldorf reagiert. Gleich oder ganz anders? Der 10. Januar ist ein sehr wichtiger Tag, aber auch ein sehr kräftezehrender. Los geht es morgens in der Voreifel, wo in der „Hölle von Vettweiß“ in einem Riesenfestzelt 2800 Frauen mitgerissen werden wollen. Dann geht es weiter zum Kölner Gürzenich. Dort wird die Proklamation des Kölner Dreigestirns aufgezeichnet. Achnes Kasulke geht als erste Rednerin auf die Bühne. Für sie ist es der Ritterschlag im Kölner Karneval, bei dieser Sitzung aufzutreten. Und die Bläck Fööss feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag und sind mit dabei.

Von Kölle geht es nach Düsseldorf in den Congress-Saal. Dort wird die große ARD-Sitzung aufgezeichnet. Und als wenn das noch nicht genug wäre, steht abends noch eine Damensitzung in Königswinter an.

Zur Zeit tourt Eßer mit der kölschen Weihnachtsshow „Santa Colonia“ zusammen mit anderen Künstlern durch die Lande, am Samstag, 21. Dezember, in Elsdorf. Das Finale ist am Sonntag in Brühl. Für Weihnachten wirft sich Achnes Kasulke in Schale: Sie tritt in einem roten Abendkleid auf.

Garantiert nicht verpassen kann man sie auf WDR 4. Jeden Samstag liefert sie dort zwei Minuten lang als Putzfrau mit dem losen Mundwerk ihre Kommentare zu allen möglichen Themen ab. Immer geht es um das alltägliche Leben: Männer, Gewichtsprobleme, Kinder, Senioren, Einkaufen. Das macht sie bereits seit drei Jahren, nachhören kann das jedermann als Podcast im Internet. Der aktuelle Beitrag am Samstag befasst sich mit dem Kölner Weihnachtsmarkt.

Bis zu einem Bandscheibenvorfall arbeitete Eßer als Gärtnerin

Annette Eßer schreibt ihre Texte zusammen mit Bodo Krohn, der 2006 ihr Talent entdeckt hat. Der Kaldenkirchener arbeitete in der Kölner Musikindustrie und vertrat Größen wie die Bläck Fööss. Er verschaffte ihr ein Vorsprechen vor dem Klub Kölner Karnevalisten und dem Festkomitee des Kölner Karnevals. Beim Casting standen plötzlich fünf Putzfrauen da. Sie war als letzte dran und bekam als erste einen Lacher.

Ihr Manager Krohn begleitet sie zu den Auftritten. Da kann es immer wieder passieren, dass ein Text auf der Fahrt zu einem Auftritt spontan geändert wird, oder etwas Neues hinzukommt. Annette Eßer kann aber auch auf der Bühne spontan sein. Denn jeder Saal ist wie eine Wundertüte. Mal steht das Publikum auf den Tischen, mal hängen sie durch.

Ihre beiden Töchter, 17 und 20 Jahre alt, sind genauso jeck wie ihre Mutter. Beide machen als Funkenmariechen in Kaldenkirchen bei der Tanzgarde mit. Dass sie mal in ihrem Traumberuf Gärtnerin –bis zu einem Bandscheibenvorfall – gearbeitet hat, ist schon fast vergessen. Jetzt ist sie die Putzfrau mit Feudel und orangefarbenem Eimer. Und damit ist sie inzwischen stilbildend: Zur Hölle in Vettweiß kommen Frauengruppen im Achnes-Look. Manche fragen an, wie man am besten die Haare unters Kopftuch bekommt. hb

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