Miese Noten für die Jobcenter

Verlorene Unterlagen, lange Wartezeiten und schlechte Erreichbarkeit: Hartz-IV-Empfänger bewerten die Jobcenter im Kreis Viersen schlecht.

Kreis Viersen. An einer nicht so guten Note kann man arbeiten und diese verbessern. Und genau das ist auch das Ziel, das sich die Arbeitsgemeinschaft Armutskonferenz Viersen und der Katholikenrat in der Region Kempen-Viersen gesetzt haben. Mit im Boot sitzen die Jobcenter im Kreis Viersen, denn um sie dreht es sich. Im Januar und Februar vergangenen Jahres führte die Arbeitsgemeinschaft Armutskonferenz Viersen und der Katholikenrat in der Region Kempen-Viersen gemeinsam eine Kundenzufriedenheitsumfrage bei Beziehern von Leistungen nach dem SGB II durch.

Josef Greyn von der Initiative gegen Arbeitslosigkeit

Diese Bürger, die Hartz IV erhalten, wurden vor den fünf Jobcentern in Viersen, Willich, Schwalmtal, Kempen und Nettetal sowie vor der Viersener Tafel von geschulten Ehrenamtlern befragt. Wobei ein in Krefeld entwickelter Fragebogen die Grundlage der Erhebung bildete.

„Das Sozialbündnis Krefeld hat bereits eine solche Untersuchung in Krefeld gemacht. Wir haben das dortige Know How übernommen und den Fragebogen nur entsprechend auf den Kreis Viersen abgeändert“, erläutert Karl Boland, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Kreis Viersen, das Verfahren. Über 250 Menschen wurden hinsichtlich ihrer Zufriedenheit mit dem jeweiligen Jobcenter befragt.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Es kam zu einer Note von 3,75, was der Schulnote befriedigend minus entspricht. 68 Prozent der Befragten bemängelten, dass sie keine ausreichende Beratung zum Bildungs- und Teilhabepaket erhalten. Zwischen den Noten befriedigend und ausreichend liegt auch das Gros der Bewertungen hinsichtlich der Verständlichkeit der Behördenschreiben. Ein gravierender Punkt ist der, das eingereichte Unterlagen bei den Jobcentern verlorengehen. Zweidrittel der Befragten haben diese Erfahrung bereits gemacht, die weitreichende Auswirkungen bis hin zu Rechtsfolgen haben kann. Bemängelt wird zudem die Unterstützung durch das Jobcenter bei der Arbeitssuche. 53 Prozent bezeichnen sie als mittlere Unterstützung und 37 Prozent erfuhren keine Hilfe.

Tamara Elias von der Berufswegplanung für Frauen

Lange Wartezeiten, schlechte Erreichbarkeit der Sachbearbeiter in der Leistungsabteilung und eine noch schlechtere Erreichbarkeit der Service-Stelle zeichnen kein positives Bild. Auch der Umgangston in den Einrichtungen wurde von den Befragten bemängelt „Die Jobcenter haben interne Probleme“, sagt Josef Greyn von der Initiative gegen Arbeitslosigkeit.

Die Umfrage solle nicht dazu dienen, mit dem Finger auf die Jobcenter zu zeigen und ihnen den Schwarzen Peter zuzuschieben. „Vielmehr möchten wir mit Hilfe der Umfrage konstruktiv mit den Jobcentern zusammenarbeiten und die Zufriedenheit bei den Kunden als auch bei den Mitarbeitern steigern. Denn die Arbeit in den Jobcentern ist keine einfache“, sagt Tamara Elias von der Berufswegplanung für Frauen beim SKF.

Die Umfrage habe Schwachpunkte aufgezeigt, an denen nun zwecks Verbesserung angesetzt werden könne. Die Geschäftsführungen der Jobcenter haben die Auswertung bereits erhalten. Es sind Gespräche zwischen der Arbeitsgemeinschaft Armutskonferenz Viersen, dem Katholikenrat und den Geschäftsführungen geplant, in denen nach möglichen Lösungen gesucht werden soll, um die Situation für alle zu verbessern.

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