Kunden genervt von defekten Entwertern am Bahnhof

Die Bahn macht Vandalismus verantwortlich und verspricht regelmäßige Prüfungen. Doch schon seit Wochen ist ein Gerät kaputt.

Kunden genervt von defekten Entwertern am Bahnhof
Foto: Hielscher

Viersen. Regelmäßig fährt Gerda Anna Ulen in ihre alte Heimat Düsseldorf. In der Landeshauptstadt war sie 40 Jahre lang als Friseurin selbstständig. Von Süchteln, wo sie seit vier Jahren wohnt, geht es mit dem Bus zum Viersener Bahnhof. Doch dort beginnt meistens der Ärger: „Der Entwerter am Haupteingang ist andauernd kaputt“, sagt Ulen. Am anderen Ausgang (Am Steinkreis) steht zwar ein weiterer Automat plus Entwerter. Doch weil der 70-Jährigen oft nur wenige Minuten zum Umsteigen bleiben, verpasst sie dann leicht den Anschluss. Zudem sei auch das zweite Gerät häufig außer Betrieb. Wer dann ohne abzustempeln den Zug besteigt, läuft Gefahr, als Schwarzfahrer erwischt zu werden — trotz eines gültigen Tickets.

Die Frage an die Deutsche Bahn: Wie kann es sein, dass die Entwerter im Viersener Bahnhof regelmäßig defekt sind, und wie sich Bahnreisende dann verhalten sollen? An beiden Entwertern sind seit Anfang 2016 regelmäßig Störungen aufgetreten, sagt ein Bahnsprecher und erklärt: „Die meisten Störungsursachen waren Fremdkörper, das heißt die Störungen entstanden durch Vandalismus.“ Aufgrund der wiederholten Vandalismusfälle würden die Entwerter und Automaten in Viersen seit April 2016 circa alle 14 Tage überprüft. „Der genannte Entwerter wurde 16 Mal geprüft, zweimal davon außer Betrieb“, erklärt der Bahnsprecher. In allen Fällen sei der Entwerter am selben, spätestens aber am nächsten Tag wieder funktionsfähig gewesen.

Dabei muss die letzte Kontrolle allerdings schon länger zurückliegen. „Seit bestimmt einen halben Jahr geht der Entwerter nicht“, sagt Gerda Anna Ulen. Ein Test in dieser und in der vergangenen Woche zeigt, dass tatsächlich der Automat am Eingang zur Haupthalle nicht funktioniert. Mit einem schwarzen Marker ist der Weg zu dem zweiten Gerät markiert — der Defekt scheint demnach kein Einzelfall zu sein.

Anders als die Fahrscheinautomaten sind die Entwerter nicht online angebunden. Die Deutsche Bahn erfährt also nicht automatisch, wenn die Geräte kaputt sind, sondern ist auf Hinweise der Kunden angewiesen.

Wenn beide Entwerter kaputt sind, können Bahnkunden zwar trotzdem in den Zug steigen. Sie müssen aber einen Zugbegleiter suchen. „Einmal habe ich den Zugbegleiter nicht gefunden, als ich dann kontrolliert wurde, sollte ich 60 Euro zahlen“, erzählt die Rentnerin sichtlich aufgeregt. Erst als zwei andere Passagiere ihr zur Hilfe kamen und auch erklärten, dass der Entwerter schon länger kaputt ist, glaubte ihr der Zugbegleiter.

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