Meinung Landrat Coenen geht volles Risiko

Meinung · An der Entscheidung, die Gesundheitsdezernentin freizustellen, wird sich Landrat Andreas Coenen messen lassen müssen. Ein Kommentar von WZ-Redaktionsleiter Tobias Klingen.

 WZ-Redakteur Tobias Klingen.

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Foto: Lübke, Kurt (kul)

Nach den Irrungen und Wirrungen rund um den Corona-Krisenstab in Sachen Öffentlichkeitsarbeit und der holprigen Kooperation mit den Kommunen wirkt es nachvollziehbar, dass Landrat Andreas Coenen an dieser Stelle gehandelt hat. Einen bevorstehenden Wechsel in der Krisenstabsleitung konnte man in den vergangenen Tagen nicht mehr ins Reich der Fabeln verweisen. Nun hat Coenen diese Entscheidung getroffen. Verbunden mit der Überraschung, dass er weiterhin nicht selbst an vorderster Front des Stabes arbeiten wird. Dies macht nun Thomas Heil, der in der Politik und in den Rathäusern nach der Bewältigung der Flüchtlingskrise 2015 einen hervorragenden Ruf genießt.

Kann man die Abberufung Essers aus dem Krisenstab noch nachvollziehen, sorgt ihre vollständige Demission seitens des Landrates für Unverständnis. Für die womöglich kostspielige Freistellung einer demokratisch gewählten Dezernentin, die offenbar für 2021 einen Abschied aus eigenem Antrieb vorgesehen hatte, müssen schon triftige Gründe vorliegen. Über diese kann und will nun niemand öffentlich sprechen. Diese Gründe wird Coenen aber im kompletten politischen Raum des Kreistags – und nicht nur in einer Telefonschalte mit den Angehörigen des Ältestenrates von CDU, SPD, FDP und Grünen – erklären müssen.

Neben der politischen Dimension droht dem Landrat im Wahljahr 2020 auch eine juristische. Eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung scheint nicht ausgeschlossen zu sein. Auch mit Blick darauf wird der promovierte Jurist das Gewicht seiner Gründe der Freistellung für sich und hoffentlich auch für die Bürgerinnen und Bürger bewertet haben.

Auch wenn die Öffentlichkeit noch keine Details kennt, steht eines fest: Aus vielerlei Hinsicht geht Coenen mit der Absetzung der Dezernentin volles Risiko. Politik und Wähler werden ihn daran messen.

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