„Zwischentöne gehen dabei verloren“

Kopfnoten: Arbeits- und Sozialverhalten lassen sich nur schlecht in Noten ausdrücken. Das meinen Schulleiter bei einer WZ-Umfrage.

Kempen/Mülhausen/Breyell. Auf den Zeugnissen, die Schüler am Freitag in den Händen halten, stehen nicht nur Noten für Mathe, Englisch und Co. sondern erstmals auch die umstrittenen Kopfnoten, ein zentraler Punkt des neuen Schulgesetzes.

"Ein Rückschritt", sagt Roland Schiefelbein, Leiter der Breyeller Gesamtschule. Bereits seit zwei Jahren bekommen seine Schüler ein Beiblatt zum Zeugnis, auf dem in Textform über das Arbeits- und Sozialverhalten informiert wird. Nun müssen diese Aussagen in Noten umgewandelt werden. Da sei es schwierig, zu einem gerechten Urteil zu kommen, zumal pro Schüler bis zu zehn Lehrer an der Entscheidung beteiligt sind. "Es besteht mehr Diskussionsbedarf, und der Aufwand ist deutlich größer", meint Schiefelbein und resümiert die Stimmung: "Wir sind nicht begeistert."

Vom enormen Aufwand, den die Kopfnoten mit sich bringen, kann auch der Leiter der Kempener Martinschule, Hubert Kalla, ein Lied singen. "Wir handhaben das so, dass die Klassenlehrer Vorschläge für die Noten machen und die Fachlehrer dazu Kommentare abgeben können. Vertretungsweise habe ich die vorläufigen Noten für eine Klasse gemacht und zwei Tage dran gesessen." Generell hält er es für schwierig, Schülerverhalten mit Noten zu erfassen. "Zwischentöne gehen dabei verloren", so Kalla. Einheitsnoten, etwa ein "gut" für jeden Schüler, der nicht übermäßig positiv oder negativ auffällt, gibt es an der Martinschule deshalb auch nicht.

Begeistert ist auch Lothar Josten von der Mülhausener Liebfrauenschule nicht. Dort gab es bislang Bewertungen in Textform. "Wir tun unser Bestes, um sowohl den Vorgaben des Ministeriums als auch unseren Vorstellungen von fairer Bewertung gerecht zu werden", lässt der Leiter des Gymnasiums durchblicken, dass man an der Schule in kirchlicher Trägerschaft nicht glücklich ist. Derzeit gibt es Diskussionen zwischen Land und Bistümern darüber, ob das Land auch kirchlichen Schulen die Art der Kopfnoten vorschreiben darf. Derzeit aber wird in Mülhausen nach dem gleichen System bewertet wie an den staatlichen Pendants.

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