Konzert der Sommerserenaden in der Kempener Propsteikirche Kompositionen von poetisch-träumerischem Charakter

Kempen. · Das zweite Konzert der Sommerserenaden in der Propsteikirche war gut besucht.

 Das zweite Konzert der Sommerserenaden in der Propsteikirche bestritten Organist Christian Gössel und Saxophonist Herbert Holtemeyer. Viele Zuhörer waren am heißen Sommerabend gerne in das kühle Kirchenschiff der Propsteikirche gekommen.

Das zweite Konzert der Sommerserenaden in der Propsteikirche bestritten Organist Christian Gössel und Saxophonist Herbert Holtemeyer. Viele Zuhörer waren am heißen Sommerabend gerne in das kühle Kirchenschiff der Propsteikirche gekommen.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Gleich dreifach wurden warme Sommerabende und -nächte zum Thema der zweiten Sommerserenade: real, musikalisch und literarisch. Zum einen, was die real existierende Wettersituation betrifft. Die vollen Kirchbänke ließen sich – natürlich nicht nur – auch mit den heißen Abendtemperaturen draußen und den durchaus angenehmen innerhalb der Propsteikirche erklären. Organist Christian Gössel durfte zufrieden resümieren: „Wer bei solchen Temperaturen in eine Kirche geht, hat vieles richtig gemacht.“

Komponisten aller Genres ließen sich von den Reizen sommerlicher Abende und Nächte inspirieren, Dichter sowieso. Das brachte Gössel auf die Idee, zusammen mit seinem langjährigen Musikfreund Herbert Holtemeyer (Sopransaxophon) einen Streifzug durch diese Kompositionen zu unternehmen und seinen Vater Frank Gössel zu animieren, dazu passende Gedichte auszusuchen und vorzutragen. Ein gedrucktes Programm gab es nicht, die Stücke wurden auch nicht angesagt. Sofern man sie nicht kannte, konnte man also raten, ob man in die richtige Richtung suchte.

Dem Thema gemäß waren die meisten Kompositionen von poetisch-träumerischem Charakter. Beim ersten hätte man aufgrund der Verzierungen und Umspielungen auf Bach tippen können, es stammte aber aus der Feder des Venezianers Alessandro Marcello. Wie auch bei den folgenden Werken spielte Holtemeyer die musikalischen Bögen mit Ruhe und feiner Artikulation aus, Gössel begleitete sensibel mit passender Registrierung.

Vom Berkeley Square
nach Ipanema

Den Gesang einer Nachtigall hatte der beliebte englische Titel aus dem Jahre 1939 „A Nightingale Sang in Berkeley Square“ zum Thema; nach Brasilien führte anschließend „The Girl from Ipanema“. Hierzu steuerten sowohl Holtemeyer wie Gössel lebendige Improvisationen bei, Gössel mit gut ausgesuchten Registern, die an den Klang einer Wurlitzer- oder Hammondorgel erinnerten. Reizvoll waren auch die Register, die Gössel in Pietro Mascagnis Intermezzo aus Cavalleria rusticana anstelle der Harfe einsetzte, die der Komponist in der originalen Orchestrierung vorsieht.

Der musikalische Schluss mit Engelbert Humperdincks „Abendsegen“ aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ passte genauso gut zum sommerlichen Thema wie die kurzen Gedichte zwischen den Musikbeiträgen, ob sie nun von Goethe, Eichendorff, Rilke, Hofmannsthal, Storm, Kästner oder Ringelnatz stammten.

Nach dem begeisterten Beifall stand dank der immer noch recht hohen Außentemperaturen einem anschließenden anregenden Umtrunk in der Burse nichts mehr im
Wege.

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