Zum Abschied alles andere als altersmilde

Kabarettist Richard Rogler macht seine letzte Tour — mit Station in St. Hubert.

Zum Abschied alles andere als altersmilde
Foto: Friedhelm Reimann

St. Hubert. Ein großer Kleinkünstler kam jetzt zwar nicht zum ersten, aber zum letzten Mal in die „Kleinkunstkneipe“ im Forum St. Hubert: Richard Rogler beendet nach 44 Jahren seine Karriere, St. Hubert war einer der letzten und nach eigenem Bekunden einer seiner Lieblingsspielorte. Der 66-jährige Wahl-Kölner lieferte noch einmal eine grandiose Leistung ab, wirkte alles andere als ausgepowert und war zum Schluss sichtlich gerührt.

Ganz in Schwarz erschien er auf der Bühne, ebenso schlicht wie sein Outfit der Titel seines allerletzten Programms: „Tour 2017“. Wer befürchtet hatte, Rogler sei altersmilde geworden, sollte sehr bald eines Besseren belehrt werden.

„Sie haben in Erdkunde wohl nicht aufgepasst“, hatte er seiner Nachbarin zu verstehen gegeben, nachdem sie zugegeben hatte, nicht zu wissen, wo denn Kempen-St. Hubert liegt. Wo es aus seiner Sicht klemmt, machte er unter anderem am Beispiel des Nachbarn Willi Scheffgens deutlich: Der stets zuverlässige Briefzusteller war mit einer gelben Karre im immer stressiger werdenden Job im wahrsten Sinne des Wortes unter die Räder gekommen und fristet jetzt ein bescheidenes Dasein als Frührentner. Trotzdem zollte er diesem Mann in seinen Schilderungen Bedeutungsschwere und Respekt — ganz im Gegensatz zu den windigen, wichtigtuerischen Neureichen, denen Rogler seine ganze Verachtung entgegenschleuderte — sie bräuchten keine Geburtsurkunde, ein Entschuldigungsschreiben des Kondomproduzenten reiche aus.

Richard Rogler teilte als scharfzüngiger politischer Kabarettist in alle Richtungen aus: Wen in der CDU Schäuble mit der „Schwarzen Null“ denn genau meine? Warum sich das „Honigkuchenpferd aus der Voreifel“ — gemeint war Andrea Nahles — nicht daran erinnere, dass sie selber das Rentenniveau auf 43 Prozent gesenkt habe? Warum Claudia Roth ihre Kleider aus Duschvorhängen mache?

Die Zuschauer hatten viel zu lachen, aber Rogler möchte mehr: Wachrütteln, zum Nachdenken anregen. Der Mann, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er der SPD näher steht als anderen Parteien, zeigte sich enttäuscht von den Sozis — und vom Koran: „Ich habe drei Anläufe unternommen, das Buch ist so langweilig. Auf jeder zweiten Seite gibt es Aufrufe zum Töten und immer geht es gegen die Frauen.“ Für die Dauer eines Bordellbesuchs könne eine „Genussehe“ abgeschlossen werden, um die Vorschriften im Koran zu umgehen. „Dass da nicht die Katholiken drauf gekommen sind“, wunderte sich Richard Rogler.

Was ihn erstaunte: Auch die Grünen hätten dazu beigetragen, dass Deutschland zum Eldorado für die Prostitution geworden ist. Volker Beck habe keine Bedenken geäußert unter der Voraussetzung, dass damit keine negativen Auswirkungen verbunden sind. „Hauptsache, die Fassade des Bordells ist gut gedämmt, was mit den Frauen geschieht, ist nicht so wichtig“, ätzte Rogler.

Zum Schluss sah es so aus, als hätte er eine Träne im Auge. Tapfer und wie zum Trotz sagte er: „Seien Sie nicht traurig, ich bin es auch nicht, ich hab’ genug zu tun.“

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