„Zu wenige bezahlbare Wohnungen für Familien“

Die Verwaltung steht vor großen Herausforderungen: Für viele sind die Mieten in Kempen zu teuer.

Kempen. Die Stadt Kempen ist als Wohnort attraktiv. Daher ist die Suche nach eine Bleibe nicht immer einfach. Nun wollen sich Politik und Verwaltung Gedanken machen, wie man die Schaffung von barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum fördern kann. Die CDU hatte das beantragt. Im April war das Thema schon einmal auf dem Tisch. Da hatten die Grünen Vorschläge für „bezahlbares Wohnen“ im Planungsausschuss vorgelegt. Damals war vereinbart worden, das Thema im Sozialausschuss weiter zu behandeln.

Dies tat der Ausschuss am Dienstagabend. Dezernent Michael Klee sieht besonders zwei Zielgruppen: „Es gibt zu wenige Wohnungen für Singles, es gibt zu wenige bezahlbare Wohnungen für Familien — auch mit mehr als zwei Kindern.“

Die Verwaltung hat eine erste Analyse der Wohnraumsituation vorgelegt. Die zeigt, dass es einen geringen Leerstand gibt. Besonders im Bereich des „preisgebundenen Wohnraums“ sind dagegen viele Menschen auf der Suche. Das Sozialamt unterstützt zurzeit 99 Haushalte bei der Suche. Der Anteil der öffentlich geförderten Mietwohnungen liegt laut der Analyse in Kempen bei nur 5,6 Prozent.

Und die Situation könnte sich noch verschärfen. Denn in den nächsten zwei Jahren werden 207 Wohnungen in Kempen aus der Preisbindung fallen. Besonders betroffen sind Tönisberg (132 Wohnungen am Wartsberg) und das Hagelkreuz (45 Wohnungen, zudem Ende 2017 42 altengerechte Wohnungen an der Von-Baeyer-Straße).

Dazu gibt es eine Dunkelziffer bei den Menschen, die frei finanzierte Wohnungen in Kempen suchen. Wenn die nicht fündig werden, „ziehen sie in benachbarte Kommunen“, so Klee.

Dass man nun dringend aktiv werden müsse, darüber bestand in der Politik Einigkeit — über das Tempo dagegen nicht.

Monika Schütz-Madré (Grüne) freute sich, dass nun „endlich“ auch die CDU das Thema erkannt hat. „Im Jahr 2007 haben die Grünen einen Antrag auf bezahlbaren Wohnraum in Kempen gestellt“, so Schütz-Madré. Seitdem sei viel gebaut worden, aber alles hochpreisig. Stichwort: Klosterhof.

Auch die SPD sieht Versäumnisse in der Vergangenheit. So habe man zu sehr auf Einfamilienhäuser und zu wenig auf Geschossbauweisen gesetzt, so Lutz Strothmann. Die SPD wollte auf die Tube drücken und gleich im nächsten Sitzungszug in verschiedenen Ausschüssen mit der Arbeit beginnen.

„Wir haben keinen Zeitdruck“, entgegnete Wilfried Bogedain (CDU). Es gehe noch nicht um konkrete Maßnahmen, sondern darum Möglichkeiten aufzuspüren. Auch Michael Klee riet, nichts zu überstürzen. Erst müsse man Grundstücke zur Verfügung haben, bevor man mit konkreten Planungen beginnen könnte.

Wolfgang Reinsch als Behindertenbeauftragter der Stadt erinnerte an die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen. Die Lebenshilfe sei als Investor sehr an Grundstücken interessiert.

Der Auftrag an die Verwaltung, Handlungsspielräume und -möglichkeiten zur Schaffung barrierefreier und bezahlbarer Wohnungen zu erarbeiten, wurde bei drei Gegenstimmen von der SPD angenommen.

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