Zitate von Hanns Dieter Hüsch im Freilichtmuseum

Rezitator und Dramaturg Joachim Henn liest aus seinem Programm „Hüsch und die Verwandten“.

Zitate von Hanns Dieter Hüsch im Freilichtmuseum
Foto: Lübke, Kurt (kul)

Grefrath. „Die Fahrradkette ist gerissen.“ „Wie, gerissen?“ „Ja, weiß ich auch nicht.“ „Ja wie, das weißt Du nicht?“ — Kein anderer schrieb solch herrliche Dialoge wie Hanns Dieter Hüsch. Auszüge seiner Werke über „den Niederrheiner an sich“ kamen im Niederrheinischen Freilichtmuseum zu Gehör. Dort gastierte Rezitator und Theater-Dramaturg Joachim Henn mit seinem Programm „Hüsch und die Verwandten“, eine heitere Odyssee durch das Schaffen des großen Niederrhein-Kabarettisten, vor 50 Gästen.

Hüschs Verwandte — das ist ein ganzes Arsenal von Kunstfiguren. Da gibt es niederrheinische Urgesteine Ditz Atrops und Heinrich von Asterlagen, dazu Kosmopoliten wie Hans Heinz Hausenklamm und Hagenbuch. Sie alle denken quer und sprechen geradeaus — tragisch komisch oder komisch tragisch.

Henns Leistung ist das Herausarbeiten dieses oftmals zwischen den Zeilen stehenden Sinns durch Tonfall, Gestik und Mimik. Hüschs Wort gewordene Menschenliebe und mildes Urteil über die Schwächen eines Niederrheiners füllt Henn mit neuem Leben.

„Der hätte im Bundestag auftreten können“, spricht Henn aus, was Hüsch über Ditz Atrops zu Papier gebracht hat: „Der ist hochintelligent, hat Geschichte und den ganzen Kram studiert — ist aber nix draus geworden.“ Nun steht Atrops regelmäßig am Tresen, kerzengerade, den Hut tief ins Gesicht gezogen, den Mantel lässt er an.

„Haben Sie gehört? Man sagt ja — aber es wird ja viel gesagt“, gibt Henn ein Beispiel für Hüschs wunderschön angefangene, aber nie zu Ende gebrachte Sätze. Alle Figuren sind gut beobachtet — so gut, dass sich Henns Publikum vor Vergnügen kringelt und sich Freudentränen aus den Augen wischt. Fast scheint es so, als kenne jeder einen wie Ditz Atrops.

Henn, gebürtig aus Hombergen, sieht sich selbst als „Niederrheiner durch und durch“. Damit ist er mit Hüsch in einer Liga, der von sich behauptete: „Alles, was ich bin, ist niederrheinisch.“ Henn plaudert munter drauflos, von Allergien („Der ist ganz ohne Tomaten großgeworden“), Krankheiten („So hat jeder wat“) und Aussehen: „Sind Sie mit ihrem Gesicht zufrieden? Also wenn ich in den Spiegel schaue, habe ich — flüchtigen Blickes — eine gewisse Ähnlichkeit mit Marlon Brando.“

Und dann wieder Atrops: „Der Vater hat ja Tuba gespielt bei der Feuerwehr“, liest Henn und richtet seinen Blick ins Publikum. „Und Atrops steht da an der Theke, schaut aufs Bierglas und sagt nix. Das kann stundenlang so weitergehen!“, sagt Henn und richtet den Zeigefinger auf.

Wie einst Hüsch sitzt auch er an einem schlichten Holztisch und parliert, flechtet Wortspiele ein („Die hatten so’n Büffet von Feinkost Dingenskirchen, man sagt ja auch delikat-essen“) und spricht vor dem Panorama-Fenster mit der Dorenburg im Hintergrund dem Niederrheiner aus der Seele.

Als Fazit der Lesung im neuen Eingangsgebäude des Dorenburg-Museums eignet sich ebenfalls ein Hüsch-Zitat: „Und, wie war et?“ „Ja, wie soll et gewesen sein?!“

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