Kleines Jubiläum Ballettschule feiert runden Geburtstag

Kempen. · Mit ihrer Ballettschule führt Nanette Kahrs eine Familientradition fort.

 Die Stange gehört dazu. Dort trainieren die Nachwuchstänzerinnen die jeweiligen Schrittfolgen fürs Ballett.

Die Stange gehört dazu. Dort trainieren die Nachwuchstänzerinnen die jeweiligen Schrittfolgen fürs Ballett.

Foto: Wolfgang Kaiser

Der große Saal im Niederrheinischen Tanzzentrum, der Ballettschule „Attitude“ in Kempen, ist an einer Längsseite komplett verspiegelt. An zwei Wänden verlaufen in Hüfthöhe silberne Stangen. Der Boden ist mit einem speziellen schwarzen Kunststoff belegt. Zu den Ansagen von Leiterin Nanette Kahrs bewegen sich die jungen Mädchen an den Ballettstangen. Fondu, Double, Rond, Arabesque – jede Bewegung beim klassischen Ballett hat ihre eigene, meist französische Bezeichnung.

Die Schülerinnen hier sind zwischen 14 und 17 Jahre alt, haben schon jahrelangen Unterricht, nehmen die Haltungen ohne zu zögern ein. Sie tragen kurze schwarze Kleider, weiße Strumpfhosen und flache Ballettschuhe. Die Haare sind zum Dutt eingedreht.

Leicht und voller Eleganz sind die Bewegungen. Die Schülerinnen heben ein Bein auf die Stange, legen den Oberkörper scheinbar mühelos darauf ab. Nach den Stretchübungen zum Aufwärmen werden, diesmal mit Klaviermusik, verschiedene Sprünge und Bewegungsfolgen geprobt. Unermüdlich und unerbittlich zählt Nanette den Rhythmus der Schritte durch. Ganz schön anstrengend wird es nun auch für geübtere Tänzerinnen. Dann ist die heutige Stunde beendet. Fröhlich und munter plaudernd gehen die Mädchen in ihre Umkleide.

Seit zehn Jahren bereits ist die 36-jährige Nanette Kahrs Inhaberin der Ballettschule in Kempen an der St. Huberter Straße. Vor einigen Wochen wurde der erste runde Geburtstag der Schule mit einer aufwändigen Inszenierung des Stücks „Alice im Wunderland“ im Forum in St. Hubert gefeiert. Nanette Kahrs hat das Institut 2009 von der ehemaligen Solotänzerin und Ballettlegende Anne Croszey übernommen. Viele kennen Nanette noch unter ihrem Mädchennamen Lüthke. Ein nicht ganz unbekannter Name, denn ihre Mutter Marianne Lüthke-Dietz, selbst ehemalige Profitänzerin, leitet bis heute eine Ballettschule in Krefeld-Fischeln. Der Vater, Peter Lüthke, war als Sänger am Theater Krefeld-Mönchengladbach engagiert.

Bereits mit drei oder vier Jahren habe sie in der Schule ihrer Mutter mitgetanzt. „Das ging von ganz allein, war absolut ungezwungen“, erzählt die zierliche junge Frau mit dem freundlichen Blick. Sie erzählt von ihrem beruflichen Werdegang. Mit 13 Jahren besuchte sie die Ballettschule der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Es folgten Studien an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim sowie an der Palucca-Schule in Dresden. Engagiert war sie an den Theatern in Magdeburg und Gera.

Nach einer Ausbildung zur Tanzpädagogin kam dann die Chance, die Kempener Ballettschule zu übernehmen. „Ich wollte sesshaft werden“, sagt sie. Sie gründete eine Familie, in wenigen Wochen erwartet sie ihr drittes Kind, lebt in Krefeld-Hüls. 140 Mädchen und Frauen besuchen die verschiedenen Kurse in ihrem Haus. „Im Alter von drei bis Mitte 70“, berichtet Nanette Kahrs. Und dass kein einziger Angehöriger des männlichen Geschlechts mitmache. „Leider werden Jungen, die tanzen wollen, irgendwann sehr gehänselt“, bedauert sie.

Es geht in den Tanzkursen von Nanette Kahrs nicht um die ganz große Karriere. Auch wenn die Ballettlehrerin auch schon echte Talente unterrichtet hat. Doch den beruflichen Weg als Profitänzer einzuschlagen, das wolle gut überlegt sein. „Ich weiß, wie hart das ist“, sagt sie. In jedem Fall fördere das Training Fähigkeiten wie ein gutes Körpergefühl, Haltung, Koordination und Konzentration.

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