„Wir wollen die EU lebendig machen“

Das Gymnasium Thomaeum lässt seine Kontakte nach Polen wieder aufleben. Ende des nächsten Jahres sollen sich Siebtklässler in einer Jugendbegegnungsstätte in der Nähe von Wroclaw (Breslau) treffen.

„Wir wollen die EU lebendig machen“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Das Gymnasium Thomaeum will seine seit vielen Jahren bestehende Schulpartnerschaft mit Polen wiederbeleben. In den vergangenen vier Jahren hatte es keine Kontakte gegeben. Für das nächste Schuljahr (2018/19) sollen sich aber eine polnische und eine deutsche siebte Klasse in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte „Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung“ treffen. Die Einrichtung liegt zirka 60 Kilometer südwestlich von Wroclaw (Breslau).

Ein erstes Treffen zum Gedankenaustausch und zur Vorbereitung findet seit Mittwoch und noch bis Sonntag im Thomaeum statt. Dafür ist eine fünfköpfige Delegation aus dem polnischen Úlanow eingereist, zu der Katarzyna Domaraokka und Jan Kosior gehören. Für das Thomaeum kümmern sich neben Schulleiterin Agnes Regh die Pädagogen Elisabeth Zanders (u. a. Geschichte) und Daniel Hubatsch (Deutsch, Erdkunde) um das Projekt.

Der erste Besuch in Kreisau ist für den September des nächsten Jahres geplant. Die Lehrer tauschen jetzt erste Ideen für die Fahrt der Thomaeum-Schüler nach Polen aus. Dabei sollen nicht nur die deutschen Schüler Polnisch und die polnischen Schüler Deutsch lernen. „Wir könnten uns zum Beispiel ein gemeinsames Filmprojekt unter dem Titel ,Mein Leben, dein Leben’ vorstellen, bei dem die Schüler die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten“, sagt Elisabeth Zanders. „Dazu könnten zu Hause Handyfilme gedreht werden, die dann beim Besuch in Polen gemeinsam weiterverarbeitet werden“, ergänzt Agnes Regh.

Anmeldungen werden ab dem kommenden Herbst entgegengenommen. Bei Interesse sollten sich die Eltern der jetzigen Fünftklässler melden, die bei der Fahrt in zirka eineinhalb Jahren die siebten Klassen besuchen werden. „Am wichtigsten an dem Projekt ist aber, dass sich die Jugendlichen mit viel Herzlichkeit treffen — abseits der Politik“, sagt Jan Kosior.

Das Treffen in Kreisau soll der Auftakt zu einer neuen lebendigen Partnerschaft werden. „Wir könnten uns ein Treffen alle zwei Jahre vorstellen — je nach Interesse bei den Schülern“, so Regh. Ihr sind als Schulleiterin Kontakte zu den osteuropäischen Ländern wichtig, denn die meisten Schulaustausche führt das Thomaeum überwiegend mit westlichen Nachbachländern durch. Das sind Belgien, Frankreich und seit Kurzem auch England. China gehört ebenfalls dazu.

Das Projekt mit der polnischen Jugendbegegnungsstätte ist nur ein Teil des Europa-Engagements am Thomaeum. Seit vielen Jahren gibt es die Schulaustausche, seit 2009 ist das Thomaeum eine Europaschule. „Wir wollen vermitteln, dass wir alle Bürger Europas sind“, erläutert Elisabeth Zanders, „und das Bewusstsein dafür wecken, dass wir in Europa schon so lange in Frieden leben.“ So besuchen Oberstufenschüler regelmäßig das EU-Parlament in Straßburg und ein Konzentrationslager in Frankreich. Die Mittelstufe ist häufig auf Soldatenfriedhöfen in den Niederlanden und in Großbritannien zu Gast. „Wir wollen die Europäische Union von ganz verschiedenen Seiten angehen und lebendig machen“, so Elisabeth Zanders.

Der jährliche Schüleraustausch des Thomaeum mit Polen war früher in Zusammenarbeit mit der Realschule vom Verein „most“ organisiert worden. Dieser löste sich vor rund vier Jahren auf, weil kein Vorsitzender mehr gefunden wurde. Ermöglicht hatte den deutsch-polnischen Austausch Edmund Kaum, bis 2014 Schulleiter des Thomaeum. Er hatte einige Schülergruppen nach Polen begleitet. Aus den Begegnungen hatten sich Freundschaften entwickelt. Darüber hinaus erfuhren die Jugendlichen schon damals, wie es sich im jeweils anderen Land lebt. Bei Besuchen in Berlin, Düsseldorf, Krakau und Danzig wurden auch die unterschiedlichen Kulturen vermittelt.

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