„Wir stoßen an Grenzen“

Ab 1. August sind alle Kinder, die unbedingt einen Kita-Platz brauchen, versorgt. Doch in Zukunft könnte das schwierig werden.

„Wir stoßen an Grenzen“
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Kempen. Wird auch in Zukunft der Bedarf an Kindergartenplätzen gedeckt werden können? Diese Frage beschäftigt zurzeit das Jugendamt der Stadt Kempen. In naher Zukunft könnte es da Probleme geben. Jugendamtsleiterin Heike Badberg hatte einen Sachstandsbericht auf die Tagesordnung des für Kitas zuständigen Jugendhilfeausschusses gesetzt.

Einige Eltern verzichteten, Tagespflege wird ausgebaut

Schon im Anmeldeverfahren für das kommende Kita-Jahr wurde es eng. Denn, so Badberg, nach der ersten „Aufnahmewelle“ waren zunächst 93, dann noch 51 Kinder unversorgt. Plätze bei Tagesmüttern standen statt der geplanten 100 nur 85 zur Verfügung. Die Nachfrage nach Betreuung war größer, als in der Planung vorgesehen. Man habe kreative Lösungen gefunden. Einige Eltern hätten verzichtet, weil sie keinen Platz in der Wunsch-Kita bekommen hätten. Für fünf Kinder unter drei Jahren im Norden wird an einer Lösung in Form einer „Großtagespflegestelle“ gearbeitet. Die Möglichkeiten der „Überbelegung“ wurde schon nahezu ausgereizt. Dass viele Eltern ihre unter dreijährigen Kinder in der Kita unterbringen wollen, verschärft das Problem, denn kleinere Kinder benötigen mehr Kapazitäten. Bisher hat der demografische Wandel mit seiner sinkenden Geburtenrate dafür gesorgt, dass die steigende Nachfrage nach Kita-Plätzen in den bestehenden Einrichtungen aufgefangen werden konnte. Nun werden aber wieder mehr Kempener Kinder geboren, immer mehr Eltern gehen nach einem Jahr wieder arbeiten. Die Suche nach neuen Tagesmüttern und -vätern läuft auf Hochtoren. Für die Erweiterung der Kita Spatzennest um eine weitere Gruppe für Kinder über drei Jahren wird befördert. Nun müsse der Bau auch dringend bis 1. August 2018 umgesetzt werden. Unruhe herrscht zurzeit auch in Tönisberg. Dort hat das Landesjugendamt die dritte Gruppe der Kita St. Antonius nur noch bis zum 31. Juli 2018 genehmigt. Dafür muss Ersatz geschaffen werden. Auch weil die Kita St. Antonius keine Anmeldungen mehr für 2018 annimmt, melden sich selbst Eltern von „Bestandskindern“ der katholischen Kita momentan verstärkt in der Kita Schlösschen. Ihr Anliegen: ihre Kinder zum 1. August ummelden zu können. Der Aufbau eines Tagespflegestützpunktes könnte in Tönisberg ebenfalls Entlastung bringen.

Neubau einer Kita könnte notwendig werden

Erstmalig reichen die Plätze im Norden nicht mehr für die Versorgung der Kinder in den Kitas. Auch hier muss deshalb mindestens eine Erweiterung schnellstmöglich umgesetzt werden — wenn weitere Baugebiete entstehen, könnte sogar eine neue Kita notwendig werden. Zurzeit seien nun alle Kinder versorgt, so Badberg. Aber im Laufe des Jahres könnte es schwierig werden. Es sei wichtig, dass die Aspekte Kindertagesstätten und Schulen auch in der Stadtentwicklung berücksichtigt werden. Im Zuge der Umsetzung des Neubaugebietes An der Kreuzkapelle hat es keine Erweiterungen der Kitas gegeben. Nun plant die Stadt, im Westen neuen Wohnraum zu schaffen. Die Suche nach freien Trägern sei nicht einfach, so Badberg auf Nachfrage. „Wir stoßen an Grenzen“, so Dezernent Michael Klee. Es scheitere gar nicht in erster Linie am Geld — aber an den Fachkräften. Das gelte ebenso für die pädagogischen Fachkräfte, die Kinder in neuen Kita-Gruppen betreuen würden, wie auch für das Hochbauamt, dem Fachkräfte fehlen, um solche Bauprojekte umsetzen zu können. Das Hochbauamt der Stadt ist bekanntlich mit Projekten wie Schulsanierung und Bau von Flüchtlingsunterkünften ziemlich ausgelastet.

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