„Wir sind doch keine Bürgerwehr“

Die Geschehnisse rund um den Penny-Markt sorgen für Diskussionen. Eine Reaktion führte zum Polizeieinsatz.

„Wir sind doch keine Bürgerwehr“
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. „Wir sind doch keine Bürgerwehr“, sagt die Frau. Sie hat ihren Hund an der Leine und steht am Dienstagabend gegen 21 Uhr auf dem Parkplatz des Penny-Marktes an der Lobbericher Straße. Man habe auch nichts gegen Flüchtlinge, versichert eine andere Frau, die mit ihrem Sohn und einem Hund im Auto gekommen ist. Sie ärgert der Vorwurf. Auch bei Facebook habe sich die Gruppe dieser Anschuldigung bereits erwehren müssen. „Wir würden das auch machen, wenn das Deutsche sind“, fügt sie hinzu. Wie berichtet, versammeln sich seit der vergangenen Woche zu Ladenschluss Grefrather, um die Penny-Mitarbeiterinnen zu ihren Autos zu begleiten.

Angefangen hatte alles mit dem Dank einer Mitarbeiterin in der Facebook-Gruppe „Aktuelles aus Grefrath“, die mehr als 1500 Mitglieder hat. „Vielen lieben Dank an die zwei Männer, die eben beim Penny-Markt auf uns aufgepasst haben, als wir den Laden verlassen haben und danke dafür, dass ihr den Job des Security-Mannes (der heute nicht gekommen ist) übernommen habt. Leider zu Recht wie man gesehen hat. Echt traurig, dass es soweit kommen muss. . . Nochmals vielen Dank und Hut ab für Eure Zivilcourage, diese sieht man heutzutage viel zu selten.“

Seit einigen Wochen würden nach Ladenschluss Männer auflauern. Sie hätten Hausverbot und seien anscheinend auf „Rache“ oder so aus.

Dass es sich bei den Auflauernden um Ausländer oder Flüchtlinge handelt, wird in einigen Kommentaren angedeutet, dass die Polizei nicht handeln würde, mehrfach deutlich gesagt. Auf WZ-Nachfrage hatte die Polizei erklärt, dass keine Anzeigen vorliegen würden, die Beamten auf Streife die Situation nun im Auge behalten wollen. Am Dienstagmorgen ging bei der Polizei nun eine Meldung darüber ein, dass die Mitarbeiterinnen Angst hätten, weil sich Männer nach Ladenschluss vor dem Geschäft aufhielten. Eine Anzeige wurde nicht gestellt. Eine Straftat liege nicht vor.

Die Rewe-Group bestätigte am Mittwoch gegenüber der WZ, dass „wir einem einzelnen Kunden aufgrund seines wiederholt nicht akzeptablen Verhaltens im Markt und gegenüber unseren Mitarbeitern Hausverbot erteilt und die Polizei informiert haben. Nachdem der Kunde dieses anfänglich missachtet hatte, stand er anschließend aus uns unbekannten Gründen regelmäßig auf dem Parkplatz“. Dabei habe es zu keinem Zeitpunkt eine verbale oder körperliche Bedrohung der Mitarbeiter gegeben. Im Sinne einer präventiven Deeskalation wurde der turnusmäßige Einsatz einer Sicherheitskraft vorgezogen. Das Unternehmen betont: „Wir appellieren an alle Beteiligten, besonnen und mit Augenmaß zu reagieren.“

Nun haben sich Grefrather bereiterklärt, abends aufzupassen. Bei Facebook gibt es viel Lob dafür. Rund zehn Personen — Männer, Frauen und Kinder — mit drei Hunden sind an diesem Abend gekommen. Sie wollen ein Zeichen setzen für Zivilcourage. „Man trifft sich, quatscht ein wenig und Unerwünschte trauen sich nicht auf den Parkplatz“, erklärt ein Grefrather bei Facebook. Sie wolle weitermachen, solange das Probleme bestehe, sagt eine Frau an diesem Abend.

Die Aktion hat Kreise gezogen, für Diskussionen gesorgt — und am Dienstagabend eine Gegenaktion provoziert, die sogar einen Polizeieinsatz nach sich zog. Ein Mann hatte von der „Bürgerwehr“, wie er sagt, gehört und beschwerte sich nun lauthals im Markt über die angebliche Hetze gegen Flüchtlinge. Dabei geht er auch die Penny-Markt-Angestellt verbal an. Mit Blaulicht rast wenige Minuten später ein Polizeiwagen auf den Parkplatz. Auch dieser Mann wollte ein Zeichen setzen. Es ärgert ihn, dass Flüchtlinge unter Generalverdacht gestellt werden.

Die Penny-Mitarbeiterinnen freuen sich über den Schutz. Das machen sie am Dienstag dadurch deutlich, dass sie sich mit kleinen Snacks und Getränken bedanken.

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