Willich/Kreis Viersen:Landwirte fordern bessere Nitratmessstationen Landwirte: „Wollen keine Almosen“

Willich/Kreis Viersen · Bessere Messstellen für Nitrat statt „Bauernmilliarden“, so eine Forderung. Deshalb war Ortslandwirt Oellers bei Uwe Schummer (CDU).

 Heimische Landwirte wehren sich gegen den Vorwurf, sie hätten die Nitratbelastung im Grundwasser zu verantworten.

Heimische Landwirte wehren sich gegen den Vorwurf, sie hätten die Nitratbelastung im Grundwasser zu verantworten.

Foto: dpa/Axel Heimken

Gemeinsame Aktionen von Landwirten, die sich in der Initiative „Land schafft Verbindung“ (LsV) zusammengeschlossen haben, gab es in jüngster Zahl einige. So gab es Mahnfeuer im vergangenen Dezember und im Januar suchten die Landwirte das Gespräch mit Bürgern auf den Wochenmärkten oder vor Supermärkten (die WZ berichtete). Der gemeinsame Tenor der Veranstaltungen: Ihnen werde die Schuld für Insektensterben und Grundwasserverunreinigung in die Schuhe geschoben. Und sie könnten nicht alles auffangen, was an ökologischen Problemen auftauche. Jetzt stand am Montag eine NRW-weite Aktion an. Landwirte im ganzen Bundesland übergaben „ihren“ Bundestagsabgeordneten um 11 Uhr eine Presseerklärung. Im Kreis Viersen wurden die Landwirte bei Uwe Schummer (CDU) und bei Udo Schiefner (SPD) vorstellig.

Initiative: Bundesregierung
will Fehler vertuschen

Besagte Mitteilung hat den Titel „Bauernmilliarde? Nein Danke! – Anständige Agrarpolitik? Ja bitte!“ Darin wirft LsV der Bundesregierung vor, „zu vertuschen, dass man bisher nicht in der Lage war, eine vernünftige Düngemittelverordnung auf den Weg zu bringen“. „Fehler der Politik und der Verwaltung“ sollten „vertuscht und mit einem Trostpflaster behandelt“ werden. „Diese Milliarde Euro bedeutet nichts anderes als die Fortführung der bisher missratenen Politik“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Für die Willicher Bauern war Ortslandwirt Helmut Oellers mit seinem Kollegen Thomas Heyes mit seinem Schlepper nach Viersen gefahren, um Schummer die Pressemitteilung zu überreichen. Im WZ-Gespräch erklärt er, was mit der NRW-weiten Aktion bewirkt werden soll. Und wo der Schuh drückt.

Oellers: Probleme
von Vorvätern verursacht

CSU-Chef Markus Söder habe mit seiner Äußerung um die „Bauernmilliarde“ den Stein ins Rollen gebracht, sagt der Willicher. „Wir haben einen dicken Hals. Wir wollen keine Almosen, wir wollen faire Preise.“ Und im aktuellen Fall Nitrat-Messstellen, die auch tatsächlich repräsentative Aussagen geben könnten. Denn, so Oellers, er und seine Kollegen bemängeln den Zustand eines Großteils der Nitrat-Messstellen. Deren Ergebnisse wegen technischer und baulicher Mängel falsche Ergebnisse erbrächten. Dennoch und im Wissen darum seien sie als Grundlage für die neue Düngeverordnung verwendet worden. In NRW seien 300 Messstellen für Grundwasser von einem „renommierten Gutachter“ überprüft worden, heißt es in der Mitteilung. „Zweidrittel der Messpunkte in Nordrhein-Westfalen gelten als nicht funktionsfähig.“  Dazu seien sie schlecht platziert, sodass der genaue Verursacher nicht ausgemacht werden könne. Laut Oellers steht auf mehreren tausend Hektar ein Brunnen. „Das muss differenzierter ein.“ Er nennt ein Beispiel: „Wenn eine Messstelle mitten in einem Wohngebiet in Kempen steht, dann kann ja auch ein kaputter Kanal für die Verunreinigung verantwortlich sein.“ Standorte auf einem freien Feld und ohne ein Klärwerk in der Nähe hält Oellers für sinnvoller.

Er und seine „Land schafft Verbindung“-Mitstreiter sind der Meinung, dass sie mit den bisher umgesetzten Methoden für die Verringerung der Nitratwerte im Grundwasser die richtige Richtung eingeschlagen haben. „Wir brauchen nur mehr Zeit, bis sich die Maßnahmen auch in Zahlen niederschlagen.“ Die Kooperation der Landwirte mit den örtlichen Wasserwerken zahle sich aus. „Wir befinden uns auf einem guten Weg.“ Doch die Messstellen befänden sich in 30 Metern Tiefe, weshalb dies ein langsamer Prozess sei. Bis die besseren Werte dort angekommen kämen, dauere es eben. „Wir baden die von unseren Vorvätern verursachten Probleme aus“.

Uwe Schummer habe sich nicht direkt zu den Forderungen der Initiative geäußert. „Aber wir haben uns über Verschiedenes ausgetauscht. So auch über unsere Befürchtung, dass die Umweltverbände einen sehr starken Einfluss auf Bundesebene haben.“ Dies wirke sich augenscheinlich auf das Handeln gegenüber der Landwirtschaft aus.

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