Wieder weg vom „Turbo-Abi“?
Zurück zum Abitur nach neun Jahren. Diese Forderung wird zurzeit diskutiert. Die WZ hörte sich bei den Schulleitern um.
Kempen/Grefrath/Nettetal. In den vergangenen Monaten flammten die Gespräche um das umstrittene „Turbo-Abitur“ an Gymnasien in NRW erneut auf. Auf Einladung von Landesschulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) trafen sich gestern verschiedene Interessensvertreter zu einem Runden Tisch.
Doch Löhrmanns Vorstoß traf auf unterschiedliche Reaktionen, unter anderem ist die Landeselternschaft für G 8, der deutsche Lehrerverband fordert eine Rückkehr zum „alten Abi“ nach neun Jahren. Die WZ hat sich bei den Schulleitern der umliegenden Gymnasien umgehört.
Hartmut Esser, Schulleiter des Werner-Jaeger Gymnasiums in Lobberich, bezieht keine klare Position: „Ich kann mit beiden Schulformen leben. Ich habe natürlich eine persönliche Meinung, will mich da aber raushalten. Das ist Sache der Politik. Unsere Aufgabe ist es, alle Vorgaben bestmöglich umzusetzen.“
Der Schulleiter der Liebfrauenschule in Mülhausen, Lothar Josten, hat zu diesem Thema jedoch eine klare Meinung: „Wir hatten bevor G 8 angeführt wurde ein bewährtes System an unserer Schule, das den Schülern ermöglichte, das Abitur sowohl in acht als auch in neun Jahren zu absolvieren. Dieses System ist durch die einheitliche Einführung von G 8 abgesetzt worden.“ Eine Rückkehr zu G 9 sieht Josten kritisch: „Das wäre nicht sinnvoll, ohne weiteres werden wir auch nicht zurückkehren können.“
„Es wäre besser gewesen, wenn man sich für die Einführung von G8 mehr Zeit genommen hätte“, so Benedikt Waerder, Schulleiter des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums in Kempen. „In der Bildung müssen Erfahrungen langfristig gemacht werden, bevor sie einen Effekt zeigen.“ Auch er findet einen Wechsel zur alten Schulform problematisch: „Es ist nicht sinnvoll, nach so kurzer Zeit alles zurück zu drehen. Das würde nur noch mehr Verwirrung stiften.“