Wie Partner einander verstehen

Der Kempener Paartherapeut Hubert Geurts rät zur Offenheit in Beziehungen. Sein Buch „Hilfe, mein Partner versteht mich nicht“ gilt als Alltagsbibel fürs Zusammenleben.

Wie Partner einander verstehen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Sie schimpft, er meckert, und Hubert Geurts schweigt. „Es ist einfach wichtig, gut zuhören zu können, wenn ein Paar bei mir ist“, sagt der Paartherapeut. Mehr als 20 Jahre schon hilft er Partnern zu erkennen, wie es um ihre Beziehung bestellt ist. Persönlich natürlich, aber auch als Buchautor.

„Entscheidend ist immer, dass zwei sich wirklich verstehen, und das heißt, jeder muss sich in den anderen hineinversetzen können, sonst wird das nix“, stellt Geurts klar. Seinen Klienten soll es gut gehen, idealerweise als Paar, notfalls aber auch durch eine Trennung: „Das kann schon mal passieren, dass in der Therapie rauskommt, die Partnerschaft ist am Ende.“

Geurts ist ein Paartherapeut der ersten Stunde: Diese spezifische Art der Beratung, in Amerika und Skandinavien längst etabliert, war noch recht neu in Deutschland, als der Kempener spürte, das sei seine Berufung. Studien, Ausbildungen, erste Erfahrungen - und heute gilt sein Buch „Hilfe, mein Partner versteht mich nicht“ als Alltagsbibel für so manche Paare, die es ernst meinen miteinander.

Schlicht und doch mit einem Hauch von Wohlfühlatmosphäre sind seine Räumlichkeiten in der Engerstraße eingerichtet. Halbrundes Sofa und Sessel aus Korbgestell, Kissen und Teppich in warmen Erdtönen, auf dem Tischchen davor ein paar Papiertaschentücher: „Es kommt halt schon mal vor, dass Tränen fließen“, erzählt Geurts.

Seine Stimme hat was Beruhigendes, sein Blick schafft Vertrauen, sein Lachen wirkt befreiend: „Humor ist wirklich wichtig“, verrät er eins seiner Geheimnisse. Überhaupt hält der Therapeut nicht hinterm Berg mit Persönlichem. Er deutet in seinem Buch an, er sei „selbst durch verschiedene Beziehungen gegangen“. Diese Offenheit, zu der er auch Klienten rät, gepaart mit der Fähigkeit, zuzuhören, sich einzulassen auf die Befindlichkeiten und Empfindlichkeiten, mag eins seiner Erfolgsrezepte sein. Nicht von ungefähr kommen Klienten teils von weither zu ihm nach Kempen. Ältere und jüngere Paare sind darunter, verheiratete und unverheiratete, auch gleichgeschlechtliche.

„Früher waren öfter Frauen die treibende Kraft, die ihren Partner zur Therapie überredeten, heute kommen doch meist Paare, bei denen beide eine Beratung wollen“, erzählt Geurts. Vieles habe sich gewandelt im Laufe der Jahre. Der Gang zur Paartherapie sei Normalität geworden. Auch spiele der Zwang, eine Ehe als Institution aufrechterhalten zu wollen, immer seltener eine Rolle: „Der Mensch steht im Mittelpunkt, wenn sein Wohlbefinden in einer Beziehung gewährleistet ist, umso besser.“

In Bildern und Vergleichen spricht er gern, beschreibt in seinem Buch die späten Jahre einer Beziehung als Herbst, in der Stürme und magere Ernten die Partnerschaft auf die Zerreißprobe stellen. Immer wieder bezieht Geurts dabei das chinesische Weisheitsbuch I Ging mit ein, zitiert zum Beispiel: „Der gemeine Mensch sucht die Schuld beim anderen. Der weise Mensch sucht bei sich selbst.“

Geurts rät Paaren einerseits, sich immer wieder einer stabilen Beziehung zu vergewissern, etwa durch Fragen wie: „Wofür bin ich meinem Partner dankbar?“ Andererseits könnten einfache Aufmerksamkeiten Freude bewirken - aber auch Missverständnisse auslösen. Etwa, wenn die Partnerin ob eines überraschenden Blumengeschenks fragt: „Bist du fremdgegangen?“ So sind sie, die Paartherapie und das Buch von Hubert Gerts: Lebensnah und humorvoll.

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