Wenn im Eisstadion die Puppen tanzen

Bauchredner Sascha Grammel war am Samstagabend zu Gast in Grefrath und begeisterte die rund 3200 Zuschauer.

Wenn im Eisstadion die Puppen tanzen
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Ein Mann, der mit einem Käse redet, ein Vogel, der in die Zukunft sieht („Aber nur ein paar Minuten. Ich bin kurzsichtig“), ein Fisch, der sich als Katze ausgibt, ein Cheeseburger mit Nudel-Frisur auf dem Kopf — Willkommen in der Welt von Sascha Grammel. Der Bauchredner aus Berlin, der mit seinen Programmen bereits mehrfach in großen Fernseh-Shows zu sehen war, hatte ein kunterbuntes Spandau — so wie er es aus seiner Kindheit in Erinnerung hat — auf die Bühne des Eisstadions gezaubert. Mit seinem dritten Soloprogramm „Ich find’s lustig“ ist Grammel seit Anfang des Jahres unterwegs. Und das Gastspiel in Grefrath war schon kurz nach dem Verkaufsstart ausverkauft.

Rund 3200 Zuschauer jeden Alters freuten sich über die frechen Sprüche des „Adler-Fasans“ Frederic Freiherr von Furchensumpf und seines Bruders Fridolin, des Außerirdischen Herrn Schröder, der schüchternen Schildkröte Josie, des Fischs „Mieze“ oder des Cheeseburgers Prof. Dr. Peter Hacke.

Die Puppen ließen oft kein gutes Haar an ihrem Bauchredner — und das kann man wörtlich nehmen. Seine Friseur war neben einem nach griechischem Essen duftenden Atem und den Zweifeln an der Witzigkeit Grammels einer der Running Gags, die sich durchs Programm zogen.

Witzige Sprüche und Wortspiele kamen in hohem Tempo. So hatte Mieze, ein blauer Fisch, der sich als Katze ausgibt, Probleme mit den Haaren. „Spliss?“, wollte Grammel wissen. „Nee, kommste nicht drauf. Schuppen.“ Und wenn mal ein Gag nicht so einschlug, sorgten Grimassen oder bissige Kommentare der Puppen ganz sicher für den nächsten Lacher. Um für ein bisschen Lokalkolorit zu sorgen, bat Grammel um ein „Wort des Tages“, über das er abstimmen ließ. Das Rennen machte „Ärpelschloot“ (hochdeutsch: Kartoffelsalat), das er mit „Erpelschlag“ verschriftlichte und bei verschiedenen Gelegenheiten gekonnt einfließen ließ.

Einer, so hieß es schon in der Ankündigung, lache bei Sascha-Grammel-Shows immer: Sascha Grammel! Und das war auch in Grefrath nicht anders. „Ich werde manchmal gefragt, ob ich das lustig finde“, verriet der Entertainer auf der Bühne. „Ich finde schon die Frage lustig“, antwortete er darauf.

Auf der Bühne geht es ja darum, eine eigene Welt zu schaffen, in die man die Zuschauer mitnimmt. Doch Grammel liebt es, diese Illusion auch immer wieder zu durchbrechen, indem er und seine Figuren gerne darauf hinweisen, dass das Programm ja eh nur dem Kopf des Künstlers entstanden ist und er derjenige ist, der den Puppen Leben einhaucht.

Ein Beispiel: „Herr Schröder ist jetzt Zahnarzt.“ Wie kommt er denn auf die Idee?“ „Steht so im Programm.“ Oder der Cheeseburger-Professor ermahnt Grammel: „Sie müssen auch ein bisschen mitdenken. Es reicht nicht, wenn Sie die Texte auswendig lernen, Sie müssen sie auch begreifen.“

Dass man sich als Zuschauer bei kleinen Aussetzern daher fragt, ob er nun wirklich den Faden verloren hat oder ob das nicht vielleicht doch Teil des Programms ist, spricht dafür, dass diese Verwirrungstaktik ziemlich gut funktioniert.

In einem Fortgeschrittenenkurs „Bauchreden für richtig Dumme“ können die Zuschauer sogar gleich miterleben, wie eine Puppe — die gelbe Socke Außer Rüdiger — entsteht.

„Als erwachsener Mann — kommen Sie sich da nicht manchmal ein bisschen bescheuert vor?“, fragt der Professor den Bauchredner zwischendurch. Aber so ganz erwachsen will der Berliner wohl auch gar nicht sein. Am Ende berichtete er, dass Kinder laut einer Studie 400-mal am Tag lachen würden — Erwachsene aber nur 15-mal. Die Zuschauer in Grefrath haben diesen Wert an diesem Abend auf jeden Fall getoppt. Und Grammel selbst sowieso.

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