Kempen Weiterer Ärger ums Grün im Blumenviertel

Nach der WZ-Berichterstattung über einen städtischen Hinweis sind die Anwohner von Lilien- und Margeritenstraße verärgert. Einige verweisen darauf, dass die Stadt ihrer Pflicht zur Pflege auch nicht immer nachkommt.

Kempen: Weiterer Ärger ums Grün im Blumenviertel
Foto: Kurt Lübke

Dass es ausgerechnet im Blumenviertel Ärger wegen des Grünschnitts gibt, kann sich keiner ausdenken. In der Tat ist es nämlich so, dass Anwohner von Lilien- und Margeritenstraße derzeit nicht gut auf das Tiefbauamt der Stadt Kempen zu sprechen sind. Wie vor rund zwei Wochen von der WZ berichtet, wurden an der Lilienstraße „flächendeckend“ Hinweiszettel in die Briefkästen geworfen. Versehen mit dem Hinweis, dass offenbar am jeweiligen Grundstück etwas nicht mit der Pflege des Grüns in Ordnung ist. Anwohner, die sich bei der WZ gemeldet haben, konnten nichts mit dem Zettel anfangen. Zumal auf dem Schreiben jeglicher Hinweis fehlte, dass es sich tatsächlich um ein offizielles Schreiben aus dem Rathaus handelt: kein Stadt-Logo, keine Kontaktdaten.

Auf WZ-Anfrage bestätigte Stadtspecher Christoph Dellmans aber die Echtheit des Schreibens. Der Zettel werde beim Grundstückseigentümer eingeworfen, wenn beispielsweise eine Hecke in den Straßenraum hineinrage. An der Form des Schreibens will das Tiefbauamt aber arbeiten. Nach der WZ-Anfrage würde man dieses Thema im Rathaus angehen, so Dellmans.

Auf die Berichterstattung erhielt die Redaktion viele Reaktionen. Auch von der Mageritenstraße, denn auch dort hatten Anwohner ein „Zettelchen“ im Briefkasten. So wie Harald Richter, der das Schreiben ohne WZ-Berichterstattung als einen Fall für den Papierkorb angesehen hatte. Zumal er nach eigenen Angaben eine entsprechende Information aus dem Rathaus bekommen hat: „Ich habe bei der Stadt angerufen und mich mit einem Mitarbeiter des Tiefbauamtes verbinden lassen. Dieser sagte, dass es derzeit keine offizielle Maßnahme der Stadt gebe.“ Außerdem sei Richter gesagt worden, dass der zuständige Mitarbeiter ohnehin im Urlaub sei. „Im Telefonat kamen wir gemeinsam zu dem Schluss, das Ganze als ,spaßige Fälschung’ zu bezeichnen“, schreibt Richter. Der Mann habe ihm gesagt, er könne das Schreiben getrost entsorgen. Doch dann folgte der WZ-Artikel, in dem das Tiefbauamt die Echtheit des Schreibens bestätigt hat.

Ebenfalls an der Margeritenstraße wohnt SPD-Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner. Auch er kennt das Schreiben aus seinem Briefkasten, weiß aber „beim besten Willen nicht“, was er in oder an seinem Grundstück falsch gemacht hat. „Bei uns stehen einige Lavendelpflanzen, die ein paar Zentimeter auf den Gehweg ragen“, so Schiefner zur WZ. „Ich werde aber einen Teufel tun und jetzt die paar Blümchen abschneiden.“ Der SPD-Politiker regt ferner an, dass die Stadt die Flächen, für die sie selbst verantwortlich sei, besser zu pflegen.

Das findet auch Klaus Schink, der an der Lilienstraße wohnt. „Wo sollen die Bürger denn die Briefe mit Blick auf das Zuwiderhandeln der Stadt Kempen hinschicken?“, fragt er in einer E-Mail an die Redaktion. Im Anhang bietet Schink drei Fotobeispiele, in denen es die Stadt mit der Grünpflege wohl selbst nicht so genau genommen hat.

In der Tat hat die WZ das vor Ort festgestellt. Exemplarisch seien Bürgersteig und Blumenbeet an der Margeritenstraße — kurz hinter der Einfahrt zur Stichstraße 177-197 — erwähnt. Dieser Bürgersteig verläuft über einem Graben und einer Böschung, befindet sich also augenscheinlich nicht im Privatbesitz. Dort wuchert das Unkraut.

Karin Effmert wohnt an der Margeritenstraße und hat zunächst ein Lob für den Hinweis der Stadt an die Anwohner. „Handlungsbedarf besteht meines Erachtens insbesondere an vielen Eckgrundstücken in den Stichwegen. Dieses Schreiben halte ich im Einzelfall direkt zugestellt schon vonnöten“, schreibt die Kempenerin an die Redaktion. Sie begrüßt allerdings, dass das Schreiben überarbeitet werden soll.

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