Welche Praxen in Kempen, Willich, Tönisvorst bald impfen wollen Bei Zahn- und Tierärzten sind noch Fragen offen

Kreis Viersen · Tier- und Zahnärzte dürfen künftig gegen Corona impfen. Vorher ist aber die Frage der Haftung zu klären.

 Gemeinsamer Impftermin mit dem Hund? Dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich.

Gemeinsamer Impftermin mit dem Hund? Dieses Szenario ist eher unwahrscheinlich.

Foto: dpa/Marijan Murat

Noch diese Woche soll das Infektionsschutzgesetz der neuen Bundesregierung verabschiedet werden und unter anderem Tempo in die Impfkampagne bringen: Neben Apothekern sollen auch Zahnärzte und Tierärzte künftig Impfungen gegen das Coronavirus in ihren Praxen anbieten oder sich bei mobilen Impfteams und im Impfzentrum miteinbringen dürfen.

Fragt man bei den Zahnärzten in Kempen, Willich und Tönisvorst nach, ob Bereitschaft bestünde, so ist bei vielen Zurückhaltung zu spüren. Einige sind genervt, weil schon seit vielen Tagen das Telefon pausenlos klingelt und Menschen nach einem Impftermin fragen. „Es ist nicht möglich, das Impfen in den Praxisbetrieb zu integrieren. Die Behandlungszimmer sind voll. Wie will man die Wartezeiten organisieren“, heißt es von einer Zahnarztpraxis aus Kempen und von einer Praxis aus Willich: „Wir sagen den Patienten aktuell ab. Das lässt sich logistisch und zeitlich gar nicht umsetzen.“ Aber es gibt auch Zahnärzte, die vorhaben, mitzuimpfen.

Zahnarzt denkt über feste Impfsprechstunden nach

Zahnarzt Hans Lütters aus Willich kommt der Schritt, die Zahnärzte miteinzubeziehen, gar zu spät. Er sagt etwas spöttisch: „Was für eine geniale Idee, darauf hätte die Politik auch früher kommen können“ und erläutert: „Für Zahnärzte ist das Spritzen ja keine ungewöhnliche Tätigkeit, das ist unser tägliches Brot.“ Aber natürlich teilt auch Lütters die Bedenken seiner Kollegen: „Es geht in der Umsetzung darum, wie man das in den Alltag einflechten kann. Wir sind eine durchgeplante Terminpraxis“, sagt Lütters. Er wolle sich nun mit seinem Team abstimmen und ein Konzept erarbeiten. Er könne sich vorstellen, eine feste Impfsprechstunde einzurichten.

Und dann gehe es auch um Rechtssicherheit, für den Fall, dass doch ein Patient die Impfung nicht vertrage. Komplikationen dürften angesichts weniger Erstimpflinge kaum auftreten und von der Ausbildung her sei man für die Notversorgung ganz ordentlich gewappnet, sagt Lütters, aber er hat recht: Die zahnärztliche Haftpflichtversicherung deckt derzeit keine Impfungen ab. Er gehe aber davon aus, sagt Lütters, dass die Zahnärztekammer bald mit Regularien für das Impfen an ihn herantrete. Auch Daniel Tandon von den Zahnärzten Will-Ich signalisierte auf Facebook, dass man impfen wolle, sobald es dafür eine gesetzliche Grundlage gebe. Die Frage nach der Haftung ist auch für die Tierärzte ein Problem, ihre Haftpflicht gilt nur für Tiere. „Es geht hier um einen Eingriff am Menschen, der Gesetzgeber muss erstmal etwas verändern, für den Fall, dass doch jemand mit einer allergischen Reaktion kollabiert“ sagt Brigitte Bornach, die eine Kleintierpraxis am Concordienplatz in Kempen hat. Herzdruckmassage und Infusionen seien für Tierärzte kein Problem: Man müsse das aber auch dürfen. Grundsätzlich finde sie gut, dass die Veterinäre miteinbezogen werden, wenn man damit das Impfen beschleunigen könne. Der Wille sei da, schon vor über einem Jahr hätten die Verbände ihre Hilfe angeboten. Damals war die nicht gewollt.

Wenn alle offenen Fragen geklärt seien, könne sie sich vorstellen, in ihrer Praxis zu impfen, sagt Bornach, aber klar sei: „Die romantische Vorstellung – Ich gehe mit meinem Hund zum gemeinsamen Impfen – wird nicht zu erfüllen sein.“ Sie könne sich eine Impfsprechstunde für Menschen vorstellen, abgesondert vom regulären Betrieb.

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