Was ist in Notfällen auf freiem Feld zu tun?

Radfahrer Hans Schlösser weiß, wie wichtig es nach einem Unfall ist, den genauen Standort zu kennen.

Kempen. Ein Erlebnis wird der Kempener Hans Schlösser wohl nie vergessen: Am 15. April 2008 fuhr er am frühen Morgen mit dem Fahrrad über Feldwege nach Anrath. Bei Vorst kam ihm eine Joggerin mit zwei Hunden entgegen. Im Vorbeifahren sprang plötzlich eines der Tiere gegen den Vorderreifen von Schlössers Rad. Er stürzte, rutschte über den Asphalt und blieb leicht benommen liegen. Ein Ellenbogen schien verletzt, mehrere Finger bluteten. Also griff der Rentner zu seinem Handy und rief die Notrufnummer 110 an.

„Zehn Minuten lang musste ich der Polizei erklären, wo ich bin“, erinnert sich Schlösser. „Ich habe im Prinzip die ganze Strecke aufgezählt, die ich gefahren bin, von zu Hause bis zum Unfallort. Das waren immerhin zehn Kilometer.“ Weitere 20 Minuten habe er dann auf den Streifenwagen gewartet, der den Unfall aufnahm. In der Zwischenzeit hatte er sich mit seinem Erste-Hilfe-Paket selbst vorläufig versorgt.

Viel war nicht passiert, aber der Vorfall ließ den 72-Jährigen nicht los. Was, wenn Schlimmeres geschehen wäre? Wie wird man dann möglichst schnell gefunden? Schließlich kommt es im Ernstfall auf jede Minute an. „Ich wollte wissen, ob man mich über mein Handy orten kann, wenn ich bei der Polizei anrufe“, sagt Schlösser.

Doch das ist gar nicht so einfach. „Man kann in Notfällen die Position des Anrufers über das Handynetz abrufen, wenn beispielsweise das Gespräch plötzlich abbricht“, erklärt Polizeisprecher Bernd Klein. „Aber dadurch lässt sich nur die Funkzelle bestimmen, in der sich der Anrufer befindet.“ Und die können gerade auf dem Land riesig sein, bis zu fünf Kilometer groß.

„In der Regel reicht es aber, wenn man bei der Leitstelle anruft und einfach beschreibt, was man sieht. Das hilft meist schon weiter“, sagt Klein. Vor Jahren habe man einmal einen Hubschrauber losschicken müssen, um einen Verletzten ausfindig zu machen. Insgesamt sei es aber nur selten vorgekommen, dass jemand seinen Standort nicht beschreiben konnte.

Ein Eindruck, den Hans Schlösser nicht teilen kann: „Seit dem Vorfall mit dem Hund vor vier Jahren habe ich etwa zehn solcher Fälle erlebt“, sagt er. Zuletzt kam er Anfang März auf einem Feldweg kurz vor Krefeld einer Frau zu Hilfe, die mit ihrem Schnürsenkel in die Fahrradkette geraten war. „Sie lag auf dem Boden, als ich bei ihr ankam. Ich habe ihr dann geholfen“, erzählt Schlösser.

Diesmal konnte er der Leitstelle aber genau erklären, wo er war. Aus Erfahrung achtet Hans Schlösser mehr darauf, wo er lang fährt. Und er hat sich mittlerweile ein Navigationsgerät für sein Fahrrad angeschafft. „Damit kann man die genauen Koordinaten durchgeben“, sagt er.

Doch auch mit kleinerem Gerät ist es möglich, den aktuellen Standort im Notfall genau zu bestimmen, nämlich mit einem sogenannten Notfallhandy. Diese Geräte ähneln in der Regel Seniorenhandys und sind besonders einfach zu bedienen. Sie verfügen über alle gängigen Handy-Funktionen, sind aber zudem, sobald sie eingeschaltet sind, ständig mit einem GPS-Satelliten verbunden, so dass der Aufenthaltsort des Telefons permanent geortet wird.

In der Not drückt der Nutzer zweimal eine bestimmte Taste und wird sogleich mit einer Notrufzentrale verbunden. Diese Handys werden zwar zumeist von Senioren genutzt, sie eignen sich aber auch für Sportler, wie Skifahrer oder eben Radler.

Wer aber bereits über ein Smartphone mit Internetverbindung und GPS (Global Positioning System) verfügt, braucht sich erst gar kein neues Handy anschaffen, sondern kann sich einfach im Internet eine Anwendung zur Ortung der eigenen Position herunterladen (siehe Kasten). Diese sind zum größten Teil sogar gratis.

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