Von Krimis, Krisen und besonderen Cookies

Autor Martin Walker plauderte über sein Buch, weltweite Probleme und Bill Clinton.

Von Krimis, Krisen und besonderen Cookies
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Martin Walker, 1947 in Schottland geboren, ist Historiker, politischer Journalist und Schriftsteller. Von seiner Krimi-Reihe um den Polizisten Bruno sind in Deutschland zwei Millionen Bücher verkauft worden. Der Autor, der unter anderem mit Bill Clinton studiert hatte, erwies sich als Publikumsmagnet: Mehr als 200 Zuhörer sollten in den Räumen des Bestattungshauses Camps einen kurzweiligen Abend verbringen.

Karl Groß hatte schnell erkannt, dass diese Veranstaltung nicht in seiner Grefrather Buchhandlung würde stattfinden können. Auf der Bühne wurde der Autor eingerahmt vom Journalisten Detlef Herchenbach und Groß.

Herchenbach stellte dem prominenten Gast Fragen: „Sehen Sie sich mehr als Journalist oder als Krimi-Autor?“ „Ich sehe mich nicht als Krimi-Autor“, erklärte Walker in gar nicht so schlechtem Deutsch — und er wies darauf hin, dass sich seine Leidenschaft für gutes Essen und guten Wein in jedem seiner Krimis widerspiegele. Der Autor, der einen Teil des Jahres in der südfranzösischen Region Périgord verbringt, überzeugte mit seinem Humor. Eine Kostprobe: „Ich bin eigentlich eher schüchtern, aber nach einem guten Wein werde ich zur Rampensau.“ Und er verriet, wie er zu dem Krimi „Grand Prix“ gekommen ist, bei dem es um die Suche nach einem in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verschollenen extrem seltenen Bugatti geht: „Meine Tochter Kate berichtet über die Formel 1 und sie erzählte mir von diesem Auto — da wusste ich, das ist ein Fall für Bruno.“

Martin Walker

Walker las auf Englisch, Karl Groß griff immer wieder zur deutschen Übersetzung. Beide lasen aber nichts, woraus man schließen konnte, wie der Fall ausgeht.

Wichtiger als ein verschollener Oldtimer war an diesem Abend die ungewöhnliche Vita des Autors, der unter anderem über die Perestroika und den Kalten Krieg geschrieben hatte. Der kluge Kopf, der einer Denkfabrik in Washington D. C. vorsteht, plauderte aus dem Nähkästchen: „Bill Clinton mag zwar wegen seines Asthmas keine Joints geraucht haben, aber in Oxford, wo wir studierten, war er der König der Hasch-Cookies.“

Bevor er sich wieder den Genüssen zuwandte und über sein Kochbuch sprach, gab er Einschätzungen ab über die aktuellen Problemfelder: „Die Verschuldung der Staaten ist weltweit ein Problem.“ Bei Russland komme ein weiteres Problem hinzu, erklärte der Autor, der ein Fan von Michail Gorbatschow ist: Es würden zwar Bodenschätze wie Öl oder Gas verkauft, aber die Industrie sei wenig leistungsfähig. Außerdem gebe es in Moskau zwar ein Viertel mit Nobelboutiquen, in großen Teilen wirke das Land jedoch, als sei die Entwicklung im 19. Jahrhundert stehengeblieben.

„Wir haben zwar Probleme weltweit, aber wir haben auch wunderbare Literatur“, freute sich Walker, der ein wenig lästerte: „Wenn wir das Leben langweilig finden, sehnen wir uns nach einer Krise.“ Walker verriet mit einem spitzbübischen Lächeln, dass er bei seiner Frau immer das letzte Wort habe. Es laute: „Ja, mein Liebling, du hast recht.“ „Das war Entertainment pur“, brachte es Karl Gro? nach gut anderthalb Stunden auf den Punkt.

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