Mensch & Stadt Kempenerin näht Schutzmasken

Kempen. · Angelika Matthaei und ihr Sohn Niclas nähen zusammen mit weiteren Helfern fleißig und versorgen Praxen und Einrichtungen im ganzen Kreis Viersen mit Schutzmasken.

 Niclas und Angelika Matthaei nähen daheim Schutzmasken. Sie haben viele fleißige Helfer, die sie bei ihrem Projekt unterstützen.

Niclas und Angelika Matthaei nähen daheim Schutzmasken. Sie haben viele fleißige Helfer, die sie bei ihrem Projekt unterstützen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Mittlerweile sind schon mehr als 200 Stück zusammengekommen, und es werden täglich mehr an derzeit so dringend notwendigen Mund-Nasen-Schutzmasken. In ihrem Atelier näht die Kempenerin Angelika Matthaei täglich viele Stunden. Sie ist aber dabei nicht allein. Tatkräftige Unterstützung bekommt sie von ihrem Sohn und zahlreichen Freiwilligen, unter anderem aus ihrem Nähkursus, den sie bei der Kreisvolkshochschule in Kempen normalerweise leitet. Seitdem alles auf Eis liegt, möchte sie nicht einfach warten, sondern als studierte Modedesignerin etwas Gutes tun. Denn vielen Arztpraxen und sozialen Einrichtungen drohen aufgrund von Materialmangel bald gravierende Probleme.

Ihr Sohn Niclas hat derzeit Semesterferien und unterstützt seine 56-jährige Mutter, indem er die bunt gemusterten Stoffe zurechtschneidet, Arztpraxen anruft und nach deren Bedarf fragt, Bestellungen annimmt und die Übergaben koordiniert. „Zunächst war die Reaktion verhalten, das hat sich schlagartig geändert“, erzählt der 23-Jährige. Bislang haben die Näherinnen sieben Arztpraxen und verschiedene Einrichtungen im Kreis Viersen versorgt. Darunter auch das Hospiz Haus Franz in Dülken. Anne Thieme ist dort die Ehrenamts-Koordinatorin und freut sich riesig über die Lieferung von 50 Masken: „Wir sind total begeistert, die sind richtig schön gemacht“, sagt Anne Thieme. Das sei eine tolle Initiative, und sie sei sehr froh, dass zu dem schweren Arbeitsalltag des Teams im Haus Franz die Mitarbeiter nicht abends selbst noch Masken nähen müssten.

Das 21-köpfige „Mund-Nasen-Schutz-Nähteam Kempen“ – kurz MNS – organisiert sich über eine Whatsapp-Gruppe. Bei den Teammitgliedern rattern die Nähmaschinen seit zwei Wochen. Sie arbeiten alle nach der gleichen Vorlage: „Wir haben schon viel ausprobiert und meinen, jetzt ein Muster gefunden zu haben, das optimal ist für eine Mund-Nasen-Schutzmaske“, sagt Niclas Matthaei. Wahlweise stellen die Helfer Masken mit Stoff- oder Gummiband für das (medizinische) Personal her.

Selbstgenähte Masken ersetzen kein Medizinprodukt

Nina Weymanns ist Fachkrankenschwester und weiß, wie wichtig die Unterstützung jetzt ist. „Die Masken ersetzen kein Medizinprodukt, aber sind erstmal gut, um zu überbrücken“, sagt die 36-Jährige. Die Aktion liegt der zweifachen Mutter so wie den anderen Näherinnen und Koordinatoren sehr am Herzen. Eine Kooperation hat die Gruppe mit der Kempener Stoff-Boutique. Von dort bekommen sie neue Baumwollstoffe, die auch nicht zu dick sein dürfen. Diese werden dann von den Näherinnen zunächst bei 90 Grad gewaschen. „Sobald die Masken fertig sind, hängen sie uns diese an die Haustüre“, sagt Jura-Student Niclas Matthaei.

Er selbst hatte ursprünglich eine Nähanleitung für das Kinderdorf Mbigili in Tansania vorbereitet. Auch dort ist das Corona-Virus angekommen. Der 23-Jährige ist im Vorstand der Organisation, die sich von Schaephuysen aus für die Kinder in Tansania engagiert. „Überall auf der ganzen Welt fehlt derzeit Schutzkleidung“, sagt er.

Nina Weymanns hat gerade neue Ware bei den Matthaeis abgeholt und bringt diese in eine Arztpraxis. Dort werden die selbst genähten Masken sehnsüchtig erwartet. Die Gruppe würde sich über mehr Helfer freuen. „Also Vorerfahrung im Nähen wäre super, außerdem eine Nähmaschine, eventuell eigenen Baumwollstoff und einen Schrägbandformer sollte man dafür haben“, sagt Niclas Matthaei.

Die Gruppe rechnet damit, dass die Nachfrage in den kommenden Wochen steigen wird. Die Mitglieder arbeiten alle ehrenamtlich. „Wenn jemand etwas als Dank spenden möchte, kommt das dem Kinderdorf Mbigili Tansania zugute“, erzählen die Matthaeis. Sie freuen sich, dass sie in dieser Zeit einfach etwas Gutes tun können. „Wir helfen damit den Menschen hier in der Region, und gleichzeitig macht es großen Spaß, in so einem Team mit viel Engagement zu arbeiten“, sagt Angelika Matthaei und setzt sich wieder an ihre Nähmaschine.

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