Verdacht: Ist Anwalt Komplize von Zocha?

Der Lobbericher Jurist Gerhard Frank soll dem Schwerverbrecher Zocha bei seinem Fluchtversuch geholfen haben.

Lobberich/Bielefeld. Die Anwaltskanzlei von Gerhard Frank an der Hochstraße 34 in Lobberich ist am Donnerstag durchsucht worden. Der Grund: Der 66-Jährige soll den Schwerverbrecher Jan Zocha beim Ausbruchsversuch im Bielefelder Gefängnis tatkräftig unterstützt haben. Das vermutet die Staatsanwaltschaft Bielefeld.

Deshalb rückte am Donnerstag die Kreipolizei mit sechs Leuten an der Hochstraße an. Von 10 bis 14 Uhr durchkämmte sie die Räume und wurde fündig: Waffen, Schießpulver, Schriftverkehr, Zochas Pass und Kreditkarte.

"Zwei Revolver, einer davon war sogar geladen", bestätigt Franz-Josef Weber von der Bielefelder Staatsanwaltschaft auf WZ-Anfrage. "Außerdem wurde eine Substanz sichergestellt, von der jetzt im Eilverfahren geprüft wird, ob sie zur Herstellung von Sprengstoff benutzt werden kann." Weber bestätigte auch, dass Frank weder einen Waffenschein noch eine Waffenbesitzkarte habe.

Frank ist ein Anwalt von Zocha. "Deshalb wurde er nur oberflächlich durchsucht, wenn er den Gefangenen besucht hat", sagt Weber. Das sei das übliche Prozedere.

Der Verdacht, so Weber, sei schnell auf den Anwalt gefallen. Da Zocha keinen Kontakt zu Mithäftlingen haben dürfe und nur wenig Besuch bekomme.

Zocha (42) hatte am 18. Februar einen Ausbruchsversuch in Bielefeld-BrackwedeI unternommen. Dabei hat er zwei Justizvollzugsbeamten kochendes Wasser ins Gesicht geschüttet. Trotz ihrer schweren Verletzungen konnten die Beiden Zocha überwältigen. Seine Zelle wurde daraufhin durchsucht. Es wurden vier Sprengsätze gefunden. Sie wurden aus 200 Gramm Schießpulver gebastelt, das aus Schrotpatronen stammen soll. Zocha schweigt zu den Vorfällen.

Wohingegen Frank alle Vorwürfe von sich weist. "Die Dinge, die gefunden wurden, befanden sich alle in der großen Garage, die meinem Sohn gehört", sagte Frank am Freitag auf WZ-Anfrage. "Da wir zurzeit dort umbauen, ist die Garage auch für alle Handwerker frei zugänglich." Er selbst habe jetzt sein Büro in seinem Wohnhaus in Kaldenkirchen.

Sein Sohn - ebenfalls Anwalt- sei in Lobberich geblieben. "Außerdem", so Frank, "würde ich nie einem Mandaten zur Flucht raten. Ich bin seit 1979 Anwalt und weiß, dass ein Fluchtversuch aus einem Hochsicherheitstrakt dummes Zeug ist."

Frank vertritt Zocha seit er in Duisburg verhaftet wurde. Frank: "Das ist schon lange her. Aber genau kann ich es nicht sagen, da alle Unterlagen beschlagnahmt wurden..." Er habe Zocha auch in Düsseldorf vertreten, als er dort eingesessen habe. "Dort wurde er gefoltert und verletzt." Frank sagt, dass er bei seinen Besuchen durchsucht wurde. "Zocha selbst bekam danach neue Kleider." Zocha habe ihm eine Weile wöchentlich geschrieben. Danach habe er halbjährlich seinen Mandaten besucht.

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