Kempen Umzug in die guten alten Zeiten

Der historische Zug durch die Stadt gestern war ein Höhepunkt der Feiern des Heimatvereins Schmalbroich.

Kempen. Kappesbuure und Waschfrauen, Schuster und Pfarrer, Kaltblüter, historische Gestaltung und Gefährte und Bürgermeister Volker Rübo als Feuerwehrmann zogen durch die Straßen. Sein 25-jähriges Bestehen feierte der Heimatverein Schmalbroich drei Tage lang — und der historische Umzug gestern war der Höhepunkt der rundum gelungenen Feierlichkeiten. Tausende Zuschauer sahen die Hommage an die ehemalige Landgemeinde und ihre Bewohner.

Kempen: Umzug in die guten alten Zeiten
Foto: Frank Basil

Da rollte ein Heuwender aus den 1940er Jahren und ein alter Ford von 1929 über die Straßen. Tanja Mevissen führte als Lehrerin eine köstliche Schmalbroicher Schulklasse durch die Zeit. Kappesbuure stellten die Mitglieder der Schützenbruderschaft Hüskes Krone dar. Norbert Eidner führte zusammen mit Volker Rübo den historischen Löschzug an — ein Augenschmaus. Pastor Wallraffen (Alois Wiefels) fehlte ebenso wenig, wie der Dorfschmied (Karl Genneper) — der Amboss glühte. Ein echter Hingucker waren die Waschweiber der Nachbarschaft Willmen-Kreuz. Achim Evertz fuhr seinen Daimler 190 D aus dem Jahre 1958. Die herrliche Kutsche Viktoria fuhr Franz-Heiner Jansen souverän. Die Hackfruchternte wurde demonstriert. Die Nachbarschaft des Hülingswegs entsandte in den Zug die Schmalbroicher Schnapsbrenner.

Wach gehalten wurde die Erinnerung an „Paulchen“, den Stadt- und Dorfmusikanten der von 1929 bis 1981 lebte und musizierte. Kaltblüter mit dem Maienreitern im blauen Kittel weckten die Erinnerungen der Besucher an das traditionelle Maienreiten beim Schützenfest. Ein absolutes Highlight im Zug der Traktor mit „Marianne“, dem Holztransportgerät, welches man vielleicht nur noch im bayerischen Wald im Einsatz sieht. Auch Gert Kampendonk als Schumacher mit der tollen Werkstatt, ein geschichtsträchtiger Beitrag.

Mit viel Enthusiasmus hatten die Schmalbroicher dieses Fest etwa ein Jahr lang vorbereitet, das zusammen mit dem Jubiläum der nun 140 Jahre alten Kriegergedächtniskapelle, begangen wurde. Die Eröffnung wurde am Freitagabend im Festzelt gefeiert, das mit rund 370 Besuchern fast ausverkauft war. 13 Vereine hat Schmalbroich und die hatten ihre Vertreter entsandt. Der Heimatvereins-Vorsitzende und Mitgründer Gottfried Syben unterstrich noch einmal, was der Verein in Schmalbroich bewirken möchte: „Wir pflegen und fordern Tradition.“

Dann hatte die Kabarettgruppe „Die Krähen“ aus Krefeld das Wort. Ihr Programm „Krähm Brüllee“ war ein Schmankerl der besonderen Art. Da war schon früh Stimmung im Zelt und bereits gegen 20.30 Uhr schunkelte das Publikum im Zelt beim Hit „Die kleine Kneipe“. Der Heimatverein hatte seinen Auftaktknaller und das Publikum einen kulinarischen Abstecher in längst vergessene Zeiten. Da gab es Klavierbegleitung zum „Schnibbelskook“ oder die musikalische Untermalung zu Alt und „Blootwuursch“.

Alt-Propst Josef Reuter feierte mit den Schmalbroichern am Samstag eine Messe. Abends gab es dann einen Heimatabend mit bunten Programm. Gezeigt wurden Filme. Der Gesang der Oedter Niersmatrosen trug ebenso zum Gelingen des Abends bei wie der Auftritt von Fritz Esser, dem Urgestein des Kempschen Fastelär.

Bürgermeister Volker Rübo überzeugte als Festredner mit einer launigen Rede, in der er feststellte, dass die Volksschule in Schmalbroich nur deshalb geschlossen werden musste, weil die Schmalbroicher heute „nicht mehr so fruchtbar wie früher“ seien. Rübo lobte die Schmalbroicher Landschaft und stellte fest, dass die Menschen in der ehemaligen Landgemeinde mehr Platz zum Leben und Wohnen hätten als in der Thomasstadt Kempen.

Für Gottfried Syben gab es an diesem Abend eine besondere Auszeichnung: Volker Rübo übergab ihm die silberne Stadtmedaille.

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