Kempen Treffen mit Oma Koth und Blauen Helmut

Im Rathausfoyer ist die vierte Ausstellung „Kempen im Wandel der Zeit“ eröffnet worden. Sie zeigt erstmals auch bekannte Menschen.

Kempen. Das Lieblingsfoto von Josef Lamozik hängt gleich am Eingang der Ausstellung. Es zeigt einen älteren Herren im schwarzen Anzug und mit Zylinder auf dem Kopf. „Das ist Heinz Nepen, bekannt als Leichenbitter“, erzählt Lamozik. Diesen Beinamen verdankte der Mann seiner Aufgabe, die Totenzettel im Kempen von Haus zu Haus zu bringen. Wobei es dabei jedes Mal ein Schäpschen für ihn gab. Mit welchen Folgen für seine Arbeit, kann man sich denken . . .

Josef Lamozik

Bilder und Geschichten wie diese sind es, die diesmal die Ausstellung „Kempen im Wandel der Zeit“ besonders sehenswert machen. Am Donnerstag wurde sie im Rathaus-Foyer von Bürgermeister Volker Rübo eröffnet. Es ist die vierte Schau ihrer Art, seit Josef Lamozik, Karl-Heinz Hermans, Wilhelm Spee, Edith Heyer und Claudia Stox vor einigen Jahren die ebenso interessante wie mühsame Aufgabe übernommen haben, das städtische Fotoarchiv neu zu ordnen und einige alte „Schätzchen“ ans Tageslicht zu befördern. Der passende Jahreskalender zur aktuellen Ausstellung war bereits im Herbst vorgestellt worden.

Interessante Blicke auf die Veränderung der Stadt, auf bekannte Gebäude und Straßen einst und jetzt gibt es auch diesmal wieder. So zum Beispiel sind Bilder vom Buttermarkt vor dem Neubau des Rathauses zu sehen. Gasthof zum Deutschen Haus (Lörper), Otto Mess, Gaststätte Hinzen, Koffer Hü und Schuhaus Lehnen — sie alle mussten seinerzeit abgerissen werden, da die Kempener Stadtverwaltung mehr Platz benötigte.

Darüber hinaus hat sich die Perspektive bei der Ausstellung ein bisschen geändert. „Wir haben jetzt Menschen mit einbezogen“, berichtet Lamozik.

Originale vergangener Zeiten werden da wieder lebendig. So schaut Josef Claaßen, Gründer des gleichnamigen Fahrradhauses an der Judenstraße, mit verschmitztem Lächeln in die Kamera. „Blauen Helmut“ ist beim Schleppen von Kohlensäcken zu sehen. „Oma Koth“ beim Vertällchen nach der Frühmesse. Den kompletten Kegelklub „Kranz“ sieht man bei einer Weihnachtsfeier bei Bruckes Jakob in den 50er Jahren. Und eine Gruppe von Frauen beim Begutachten der Auslagen an den Ständen des Wochenmarktes.

Dann gibt es die Fotos von Gebäuden, auf denen ihre früheren Eigentümer zu sehen sind. So sehen die Besucher zum Beispiel Jean Sieben mit seiner Frau vor ihrer Konditorei am Buttermarkt stehen. Er trägt das weißes KonditorenKäppchen auf dem Kopf, seine Frau hat sich die gestärkte Schürze übergezogen. Das Bild nebenan erzählt, was aus ihrem Ladenlokal geworden ist: das Eiscafé Brustolon.

Noch während Heinz Lamozik am Donnerstag mit der Vorbereitung der Ausstellungseröffnung beschäftigt war, wurde er immer wieder von interessierten Besuchern im Rathausfoyer angesprochen. „Da habe ich früher häufiger gegessen“, erzählte da ein Mann beim Blick auf den einstigen Gasthof Tivoli am Bahnhof.

Und ein Ehepaar stellt vor einem Foto der evangelischen Kirche fest: „Ach ja, davor war ja früher eine kleine Mauer mit Gitterzaun.“ „Umbau-Richtfest war am 1. Oktober 1989“, wusste Lamozik zu ergänzen.

Der Mann kennt sich eben sehr gut aus in Kempen — obwohl er selbst dort gar nicht geboren ist. „Ich bin 1963 hierher gekommen“, erzählt er. Seine Frau stamme aus der Thomasstadt. „Doch ich weiß manchmal mehr als sie“, erzählt der „Neu-Kempener“ und lächelt.

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